China wirft seinem Interpol-Chef Bestechlichkeit vor

von Redaktion

Peking – Chinas Behörden ermitteln „wegen Bestechlichkeit“ und anderer illegaler Aktivitäten gegen den chinesischen Interpol-Chef Meng Hongwei. Knapp zwei Wochen nach dem Verschwinden des Vizepolizeiministers bei einer Reise nach China wurden die Vorwürfe am Montag auf einer Sitzung des Parteikomitees des Ministeriums für öffentliche Sicherheit in Peking erhoben. Wie aus einer Erklärung weiter hervorging, ermittelt die staatliche Aufsichtskommission, in deren Gewahrsam Meng Hongwei sei.

Das Parteikomitee billigte das Vorgehen gegen den ersten chinesischen Interpol-Chef als „rechtzeitig, völlig gerechtfertigt und sehr klug“. Es demonstriere die entschlossene Haltung des Zentralkomitees unter der Führung von Staats- und Parteichef Xi Jinping, die Partei streng zu führen und den Kampf gegen Korruption umzusetzen. Niemand stehe über dem Gesetz. Wer gegen das Gesetz verstoße, müsse streng bestraft werden.

Der 64-Jährige war am 25. September nach der Landung in China festgenommen worden, ohne dass die chinesischen Behörden die internationale Polizeiorganisation zunächst unterrichtet hatten. Erst spät am Sonntag teilte das Ministerium mit, dass er „unter Aufsicht“ genommen worden sei und gegen ihn ermittelt werde. Interpol erhielt am Sonntag zudem eine Erklärung des Chinesen, in der dieser seinen sofortigen Rücktritt erklärte.

Das Vorgehen gegen den international prominentesten chinesischen Polizeirepräsentanten löste Spekulationen aus, ob der 64-Jährige vielleicht in Machtkämpfe hinter den Kulissen verwickelt gewesen sein könnte. Meng Hongwei hat Karriere im Polizeiministerium gemacht, als es noch unter Führung des später gestürzten und 2015 zu lebenslanger Haft verurteilten Sicherheitschefs Zhou Yongkang gestanden hatte, der als Rivale von Xi Jinping galt. Der Präsident äußerte später sogar den Verdacht einer Verschwörung.

Der Sturz des eigenen Interpol-Chefs ist ungewöhnlich. Experten sahen auch einen Schlag für die Bemühungen Chinas, durch eigene Vertreter in internationalen Organisationen eine größere Führungsrolle weltweit zu übernehmen. So galt die Berufung Mengs an die Spitze von Interpol 2016 als Erfolg Chinas, sich mit seinem gewachsenen Gewicht auf der globalen Bühne durchzusetzen.

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