Washington – Zehn Tote und 13 Verletzte. Das ist die erschütternde Bilanz des Amoklaufs eines 17-jährigen Schülers in der Stadt Santa Fe im Bundesstaat Texas am Freitag. Es war die 22. Schul-Schießerei in den USA in diesem Jahr. Selbst Übungen an der Schule und das Abstellen von bewaffneten Schul-Cops konnten die Tat nicht verhindern. Und dennoch begann sofort die bekannte Debatte: Wie kann eine weitere Tragödie in einer Schule verhindert werden?
-Schärfere Waffengesetze:
Beim Massaker in Texas wäre dies – wie auch bei einer Vielzahl früherer Amokläufe – nicht effektiv gewesen. Denn der jugendliche Täter entnahm ein Gewehr und einen Revolver aus dem Waffenschrank seines Vaters, der beide Waffen völlig legal erworben und auch den Hintergrund-Check des FBI bestanden hatte. Durchsetzbare Vorschläge, die Zahl der in den Haushalten lagernden Waffen (aktuell über 300 Millionen) zu reduzieren, gibt es bisher auch nicht. Im Gegenteil: Jegliche Beschlagnahme-Aktion würde auf erbitterten Widerstand stoßen.
-Polizisten an Schulen:
In Parkland im Bundesstaat Florida starben im Februar 17 Schüler – auch weil der zum Schutz eingesetzte Polizist trotz der Schüsse das Gebäude nicht betrat und entgegen der Dienstvorschrift den Täter nicht konfrontierte. Der Polizist, der mittlerweile im Ruhestand eine sechsstellige Pension kassiert, warnte sogar Kollegen vor einem Eindringen – ein massiver taktischer Fehler. In Santa Fe konfrontierten zwei Schul-Cops nach wenigen Minuten den Täter. Doch in dem weitläufigen Gebäude konnte der Todesschütze zuvor noch zehn Menschen ermorden.
-Notfall-Übungen:
Solche Übungen gehören in allen amerikanischen Schulen mittlerweile zum Alltag. Auch in Sante Fe fand vor drei Wochen eine Notfallübung statt. Doch wenn es Ernst wird, macht sich meist Panik breit. Manche US-Schulen trainieren mit den Schülern, einen Angreifer notfalls auch zu attackieren – und halten dafür sogar Steine oder Baseball-Schläger parat. Doch Erfahrungen mit einer solchen Taktik gibt es bisher nicht.
-Verdächtige Personen frühzeitig erkennen:
Auf der nach der Tat schnell gelöschten Facebook-Seite des Täters von Santa Fe fanden sich Fotos von Nazi-Orden wie dem Eisernen Kreuz und ein T-Shirt mit der Aufschrift „Born to kill“. Doch selbst wenn Sicherheitsbehörden auf die Besorgnis erregende Social-Media-Präsenz des als Einzelgänger geltenden Jungen aufmerksam geworden wären – eine rechtliche Handhabe zur Überwachung oder Festsetzung des Schülers hätten sie nicht gehabt.
-Metalldetektoren:
An vielen US-Schulen zählen sie schon zur Routine-Ausstattung. Doch die Detektoren haben eine Schwäche: Sind die Schleusen nicht ständig mit Cops besetzt, kann jeder bewaffnete Eindringling zunächst ungehindert das Feuer eröffnen. In Santa Fe benötigte der Täter lediglich fünf Minuten, um 23 Menschen mit seinen Kugeln zu treffen.
-„Waffenfreie Zonen“ an sämtlichen Schulen:
Solche Schilder finden sich an fast allen US-Bildungsstätten. Aber Amokläufer richten sich nicht nach Verbotsschildern. Ausnahmen für die „waffenfreien Zonen“ gibt es nur in wenigen Bundesstaaten, etwa in Utah. Dort dürfen – was US-Präsident Donald Trump landesweit propagiert – Lehrer grundsätzlich bewaffnet in den Unterricht gehen.