Parkland – Das Grauen an diesem Valentinstag beginnt um 14.40 Uhr, kurz vor Schulschluss. Ein 19-Jähriger kommt mit einer halb automatischen Waffe in die Marjory Stoneman Douglas High School. Er trägt jede Menge Munition, außerdem Rauchgranaten und eine Gasmaske. In Parkland im Bundesstaat Florida erschießt er 17 Menschen. 15 Verletzte sind noch in Krankenhäusern.
Schüler, Lehrer und Eltern schildern furchtbare, entsetzliche Szenen der Tat. Einer ersten Rekonstruktion zufolge löste der Täter einen Feueralarm aus. Von einer Gasmaske geschützt, habe er Rauchbomben gezündet. Dann feuerte er auf die fliehenden Schüler und Lehrer. Der Täter soll die Schule dann im Strom der vielen Fliehenden verlassen haben, schreiben US-Medien unter Berufung auf die Polizei. Wenig später wird er in Coral Springs unweit der Schule festgenommen, Widerstand leistet er nicht.
Was nach der Bluttat in den USA einsetzt, kann als trauriges Muster der Wiederholung beschrieben werden. Einer Welle des Entsetzens und guten Wünschen für die Opfer („thoughts and prayers“) folgen wütende, verzweifelte Appelle für schärfere Waffengesetze. Ändern wird sich nach Lage der Dinge und auch aufgrund der politischen Verhältnisse nichts. Waffenbefürworter, Waffenlobby und regierende Republikaner verweisen auf die Verfassung, das Recht auf Selbstverteidigung, und dass strengere Regeln einzelne Täter ja wohl kaum aufhalten könnten.
Die Polizei gibt den Namen des Schützen mit Nikolas Cruz an. Er war aus Disziplinargründen von der Schule geflogen, berichtete Sheriff Scott Israel. Cruz, so berichten es ehemalige Mitschüler in US-Medien, sei ein Einzelgänger mit Faible für Schusswaffen und Messer gewesen. Ein „schwieriger Typ“ – viele sagen nun, nach der Tat, man habe früher oft gewitzelt: Wenn jemals jemand mal bewaffnet ihre Schule überfalle, dann ja wohl Cruz. Ein Lehrer sagte am Mittwoch, der Mann habe schon vor seinem Rauswurf nicht mehr mit einem Rucksack auf den Campus kommen dürfen. Nach Angaben von US-Bürgerrechtlern gehörte Cruz zudem einer Vereinigung weißer Rassisten an. Die Menschenrechtsorganisation Anti Defamation League erklärte, der Täter habe zur sogenannten „Republic of Florida“ gehört und auch an deren paramilitärischem Training teilgenommen.
129 Lehrer unterrichten an der Highschool mehr als 3000 Schülerinnen und Schüler von der 9. bis zur 12. Jahrgangsstufe. Die Berichte der Schüler sind verzweifelt, ratlos und entsetzt. Sie schildern, wie sie an Leichen und Blutlachen vorbei die Schule verlassen mussten, wie sie sich in Abstellräumen und Spinden oder unter Schulbänken verbarrikadierten. Einige schrieben ihren Eltern via Handy stumme Hilfeschreie: „Was soll ich tun, wo soll ich hin?“
US-Medien berichten, Footballcoach Aaron Feis habe sich selbstlos in den Kugelhagel geworfen, um seine Schüler zu schützen. Er habe vermutlich vielen das Leben gerettet, Feis ist unter den Toten. Der Täter hat laut Polizei große Mengen Munition bei sich gehabt. Nach Medienberichten benutzte er eine halbautomatische Waffe des Typs AR-15 oder einen Nachbau. Medienberichten zufolge besaß er sie legal. Diese Waffe wurde auch bei anderen aufsehenerregenden Bluttaten benutzt – etwa im vergangenen Jahr in Las Vegas, als Stephen Paddock 58 Menschen erschoss.
Am Tag nach dem Massaker legte Donald Trump eine psychische Störung des Täters als Grund nahe. Der US-Präsident plant einen Besuch des Tatorts. „Ich spreche heute zu einer Nation in Trauer“, sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus. Die Ansprache war eigens anberaumt worden. „Was immer wir tun können, um Euren Schmerz zu lindern, wir sind hier“, sagte Trump an die Adresse der Hinterbliebenen. „Euer Schmerz ist unsere Last.“ Er fügte hinzu: „Kein Kind und kein Lehrer sollte jemals in einer amerikanischen Schule in Gefahr sein.“ Niemals sollten Eltern um ihre Kindern fürchten müssen. Trump hatte vor einem Jahr eigenhändig ein Gesetz unterzeichnet, das psychisch Kranken den Erwerb von Waffen wieder erlaubte.
Das Massaker von Parkland ist eines der folgenschwersten an einer Schule in den USA. Nach einer Zählung der „New York Times“ sind nach der Bluttat von Sandy Hook im Jahr 2012 bei über 200 sogenannten Shootings an Schulen mehr als 400 Menschen gestorben. Manche Massaker brennen sich über ihre Namen in das öffentliche Bewusstsein ein, wie das an der Grundschule Sandy Hook oder die Tat von Columbine. Über Taten mit weniger Opfern wird dagegen kaum oder nur noch knapp berichtet.