Washington – In den sozialen Netzwerken bitten Freunde und Hinterbliebene der 28-jährigen Gundschullehrerin Heather Holland aus Weatherford im US-Bundesstaat Texas derzeit um Spenden für den Ehemann und die beiden jungen Kinder. Holland starb am letzten Sonntag nach kurzem Krankenhausaufenthalt – an der Grippewelle, die derzeit die USA in Schach hält und Gesundheitsbehörden zufolge zu einer der schlimmsten Epidemien in der Geschichte des Landes werden könnte. In Krankenhäusern und Notaufnahmen des Landes herrscht der Ausnahmezustand, neue Patienten werden teilweise in Zelten untergebracht. Auf einer Pressekonferenz in Florida verkündeten Gesundheitsexperten am Freitag, dass statistisch gesehen mittlerweile einer von zehn Todesfällen in den Vereinigten Staaten auf die Grippe zurückzuführen ist. Rund 4000 Menschen verlieren derzeit pro Tag ihr Leben an der sogenannten „Influenza“ – und diese Zahl könnte in den nächsten Wochen noch dramatisch steigen. Besonders besorgniserregend: Mediziner in den USA gehen mittlerweile davon aus, dass die Grippe-Schutzimpfung – für die die Behörden in allen Medien werben – nur rund 30 Prozent der Geimpften tatsächlich immun macht und vor allem der „H3N2“-Virusstrang, der oft die schwersten Erkrankungen hervorruft, kaum abgedeckt wird. Und: Menschen, die bereits einmal die Grippe erfolgreich bekämpft haben und noch unter einem geschwächten Immunsystem leiden, werden derzeit häufig durch einen zweiten Virusstrang infiziert – darunter auch den neuen „H1N1“-Virus. 43 der 50 US-Bundesstaaten berichteten an die US-Gesundheitsbehörde CDC in Atlanta in der letzten Woche weiter steigende Patientenzahlen bei Arzt- und Krankenhausbesuchen. Die Ratschläge an die Bürger beschränken sich auf diese Bereiche: Sich impfen lassen, oft die Hände waschen und bei ersten Anzeichen ins Bett und einen Termin beim Doktor machen. Immer häufiger finden sich in Tageszeitungen und im Internet auch die Fälle von zuvor kerngesunden Kindern und Jugendlichen, die plötzlich durch Grippe-Komplikationen starben. Viele US-Bürger haben angesichts der Epidemie Konsequenzen gezogen – und vermeiden Flugreisen, Supermarkt-Besuche und alle anderen Termine, bei denen sie mit anderen Menschen in Kontakt kommen können. Friedemann Diederichs