Mühldorf – Da ist der Mann, der jahrelang in Libyen als Sklave gehalten wurde. Da sind die Eltern, die zusehen mussten, wie ihr Kind ermordet wurde. Da sind die Schussverletzungen und Folternarben als Zeugnisse tragischer Lebensgeschichten. Was Sozialpädagogin Gabi Lifka und Psychologe Joachim Wetzky täglich zu sehen und zu hören bekommen, ist Teil ihrer Arbeit für das neue therapeutische Angebot für Flüchtlinge (TAFF), das die Diakonie Traunstein für den Landkreis Mühldorf initiiert hat.
„Diese Menschen kommen in größter Not zu uns, weil sie nicht mehr weiter wissen; weil sie schwer traumatisiert sind; weil sie sich über nichts im Leben mehr definieren können“, erzählt Joachim Wetzky. In ersten Gesprächen sollen die Klienten deshalb „Hoffnung, Vertrauen und Sinnhaftigkeit“ erfahren, um dann vielleicht eine dauerhafte ambulante Therapie oder eine stationäre Behandlung im Inn-Salzach-Klinikum anzutreten.
„Wir ergänzen mit TAFF als Kontakt- und Koordinierungsstelle die regional bestehenden Versorgungsstrukturen“, erklärt Diakonie-Geschäftsführer Andreas Karau. Wer gut koordinieren will, braucht ein gutes Netzwerk: Das machte auch Landrat Georg Huber bei der Einweihung der Räume am Kirchenplatz deutlich. TAFF sei deshalb schon eingebunden in bereits vorhandene Strukturen, die von der Ausländerbehörde im Landratsamt über das Gesundheitsamt bis hin zur Asylsozialberatung und den anderen Wohlfahrtsverbänden reichen. Räumlich hat die Koordination schon einmal geklappt: Auf der Suche nach einem passenden TAFF-Büro wurde die Diakonie im Gebäude der Caritas am Kirchenplatz fündig.
Nun gehört es auch zu Gabi Lifkas Aufgaben, sogenannte Kultur- und Sprachmittler zu finden, um Verständigungsprobleme mit den Klienten zu überwinden. Gerade im therapeutischen Bereich sei eine korrekte und objektive Übersetzung unersetzlich. In diesem Zusammenhang machte Landrat Georg Huber deutlich, dass man seiner Ansicht nach verstärkt auf die Flüchtlinge in den Unterkünften zugehen müsse: „Unsere bisherigen Erfahrungen lehren uns, dass es meistens nur vor Ort gelingt, Vertrauen aufzubauen.“
Nach zwei Monaten zieht Gabi Lifka schon eine erste positive Bilanz: „Das eine ist: Wir werden gebraucht. Und das andere: TAFF standen von Anfang an alle Türen offen.“ Ein Gefühl, das man an die Flüchtlinge weiter geben will: „Sie sollen hier ankommen und eine echte Chance haben, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.“