Zum Artikel „Hitler kein Ehrenbürger mehr“ am 13. Juli (Regionalteil):
Es mag in den dunklen Jahren der Naziherrschaft der Fall Bad Feilnbach beileibe nicht für sich gestanden sein, wo man Adolf Hitler und sonstige Parteigrößen zu Ehrenbürgern ernannt hat. Dass aber Jahrzehnte vergehen mussten, bis man sich dieser fatalen Verirrung (nur unter massivem Druck einer zugezogenen Bürgerin) bewusst wurde und entspre-chend reagierte, ist ungeheuerlich. Insoweit Dank und Anerkennung an Frau Faulenbach!
Gleichwohl kann nicht unter dem Teppich verborgen bleiben, dass genannter Abt Albanus Schachleiter als „Glühender Verfechter des Nationalsozialismus“ in seiner Weise als Kirchenmann beileibe nicht alleine war! Einen haarsträubenden Beweis hierfür liefert ein akribisch recherchierter Buchinhalt eines namhaften Journalisten. Der Titel: „Kardinal Michael von Faulhaber: Des Kaisers und des Führers Schutzpatron“.
Beschrieben wird hierin ein ähnlich glühendes Verhältnis Faulhabers zu Hitler und dessen System. Zwei Auszüge: Faulhaber zu Hitler: „Sie sind als das Oberhaupt des Deutschen Reiches für uns gottgesetzte Autorität“. Und betreffend der Zwangssterilisation behinderter Menschen: „Von kirchlicher Seite, Herr Reichskanzler, wird dem Staat nicht verwehrt, im Rahmen des Sittengesetzes in gerechter Notwehr diese Schädlinge von der Volksgemeinschaft fernzuhalten“. Man könnte endlos zitieren.
Was schlussfolgern wir daraus? Nicht nur kommunale Geschichtsunterlagen gilt es kritisch zu hinterleuchten. Auch eine „Kardinal-Faulhaber-Straße“ – ob in München, im Raum Wasserburg oder wo auch immer – kann als eine Art „Ehrenbürgerschaft durch die Hintertür“ empfunden werden.
Alois Reitberger
Babensham