Berlin – Die Menschen in Deutschland sollen auch künftig nicht automatisch als Organspender gelten. Eine klare Mehrheit von 379 Abgeordneten stimmte gestern im Bundestag gegen die „doppelte Widerspruchslösung“, die eine Parlamentariergruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgelegt hatte. Mit ihr hätte jeder Bürger als Organspender gegolten – bis er widerspricht.
Stattdessen entschieden sich die Abgeordneten für eine moderate Reform. Eine stärkere Aufklärung soll nun mehr Menschen zur Entscheidung für eine Spende bewegen. Die „Entscheidungslösung“ war von einer weiteren Parlamentariergruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock vorgelegt worden. Sie erhielt 432 Ja-Stimmen.
Zuvor hatten die Abgeordneten in einer emotionalen Debatte das Für und Wider beider Vorschläge abgewogen. Spahn erinnerte an die Patienten, die jahrelang in Krankenzimmern lägen und auf Spenden warteten. In keinem anderen Bereich werde solches Leid akzeptiert. Hilde Mattheis (SPD), eine Anhängerin des moderaten Vorschlags, sagte indes: „Eine Spende muss eine Spende bleiben, ein aktiver freiwilliger und selbstbestimmter Akt.“
Während die katholische und die evangelische Kirche die Entscheidung als ein „wichtiges Zeichen“ begrüßten, übte der Leiter der Stiftung Eurotransplant, Bruno Meiser, scharfe Kritik. Es sei ein „sehr schlechter Tag“ für Mediziner und Patienten, sagte er dem Sender Bayern 2. Er glaubt, dass die Spenderzahlen mit dem beschlossenen Entwurf „sogar noch weiter heruntergehen“. Spahn erklärte, er wolle die Reform mit Tatkraft umsetzen.