München – Bayerns ehemaliger Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) hat gemeinsam mit einer Gruppe von Waldexperten die Forstpolitik der Staatsregierung kritisiert. „Die jüngsten Ankündigungen zur Umgestaltung von Wirtschaftswald in einen Klimawald haben uns sehr irritiert“, sagte Brunner. Ministerpräsident Markus Söder hatte im Oktober erklärt, den Wald klimaresistenter gestalten zu wollen. Besonders naturnahe, alte Staatswälder sollen nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. Die Bäume dort sollen nicht gefällt und verkauft werden, sondern solange wachsen, bis sie von selbst absterben – und damit über lange Zeit CO2 speichern.
Brunner sagte am Freitag in München: „Die Klimaschutzziele sind mit Stilllegungen nicht zu erreichen.“ Totholz gebe das schädliche CO2 wieder an die Atmosphäre ab, „bewirtschaftete Wälder binden viel mehr Kohlendioxid“, betonte Brunner. Statt zusätzliche Waldflächen sich selbst zu überlassen, fordern Brunner und seine Mitstreiter etwa ein bayerisches Holzbauprogramm und Förderungen für die energetische Nutzung von Restholz.
Brunners Nachfolgerin im Agrarministerium, Michaela Kaniber (CSU), konterte Brunners Vorstoß: „Offensichtlich hat er die Pläne missverstanden.“ Die Ausrichtung auf den Klimawald sei das Gebot der Stunde. Dass verantwortungsvoll bewirtschaftete Wälder mehr für den Klimaschutz bringen als stillgelegte, sei eine Allerweltsweisheit. „Es ist aber notwendig, einige ökologisch wertvolle Staatswälder der Natur zurückzugeben.“ Sie erstelle gerade ein Programm, das Klima- und Artenschutz, Waldbewirtschaftung und Holzverwendung in Einklang bringe. Zudem wolle sie eine Initiative starten, um das Bauen mit Holz schneller voranzubringen. dg