München – Strafzinsen auf Bankguthaben trafen zunächst nur Vermögende. Doch inzwischen erreichen die von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgehenden Negativzinsen zunehmend auch normale Sparer. Mit der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck hat nun das erste Geldhaus in Bayern ein „Verwahrentgelt“ in Höhe von 0,5 Prozent für Tages- und Festgelder eingeführt (wir berichteten). Sie will damit Kunden abwehren, die ihr Erspartes auf der Flucht vor den Strafzinsen anderer Banken in Fürstenfeldbruck in Sicherheit bringen wollen. Bisherige Kunden der Bank sollen verschont bleiben.
Von einem „Schutzmechanismus für Bestandskunden“ sprachen sowohl Bank-Vorstand Robert Fedinger als auch Jürgen Gros, der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern. Denn nur so sehe man eine Chance, die EZB-Strafzinsen nicht an alle Kunden weiterreichen zu müssen.
Wie sehr die Strafzinsen um sich greifen, zeigen mehrere jüngere Erhebungen. Das Finanzportal Biallo.de kam gestern auf 151 Banken, die für Guthaben Strafzinsen nehmen. Auch der jüngste Bundesbankbericht geht von steigenden Zahlen aus: Inzwischen zahlen deutsche Privatkunden für 25 Prozent ihres Sichteinlagevolumens Geld an die Banken. Bei den Sichteinlagen von Unternehmenskunden ist die Zahl noch dramatischer: 79 Prozent. Im September 2019 lag sie noch bei 40 Prozent.
Bei vielen Banken ist die Belastung für Kunden nicht ohne Weiteres sichtbar. In den Zahlen von Biallo sind auch Banken enthalten, die die Negativzinsen als Kontoführungsgebühren tarnen, die mit der Höhe der Anlagesumme ansteigen.