Berlin – Der Deutsche Lehrerverband hat die Politik für den Umgang mit den Schülerprotesten für Klimaschutz kritisiert. Der Verband begrüße das Engagement der Schüler, teilte Präsident Heinz-Peter Meidinger am Montag in Berlin mit. Es sei aber nicht akzeptabel, dass Politiker durch ihre Unterstützung der Demos „die allgemeine Schulpflicht am Freitagvormittag praktisch für außer Kraft gesetzt erklären“, fuhr Meidinger fort.
Lehrkräfte und Schulleitungen würden an den Pranger gestellt, wenn sie die Schulpflicht von ihren Schülern noch einforderten. Es sei widersinnig, der politischen Bildung an Schulen nicht mehr Platz einzuräumen, weil der Stundenplan zu voll sei, es gleichzeitig Politiker aber nicht störe, wenn durch die Demonstrationen zehntausende Unterrichtsstunden ausfielen.
Politikern, die sich hinter die Proteste stellten, warf Meidinger Heuchelei vor. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), „die letztendlich die Klimapolitik der Bundesrepublik verantwortet, klatscht zu dieser Kritik an der eigenen Politik Beifall“, kritisierte er. Der Hype um die Freitagsdemos diene vielfach als Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Sachfragen.
Meidinger kritisierte auch die Bildungsminister der Länder. Zahlreiche Schulleitungen hätten zwar Informationen erhalten, wie mit streikenden Lehrkräften umzugehen sei, aber nicht, wie man mit streikenden Schülern verfahren solle. Er appellierte an Schüler, sich vom Hype der Freitagsdemos nicht benebeln zu lassen.
Seit Monaten boykottieren in vielen Ländern weltweit junge Leute aus Protest gegen mangelnde Klimaschutzbemühungen einmal pro Woche den Unterricht. Auch in Deutschland gingen am vergangenen Freitag zehntausend junge Leute auf die Straßen. afp