Kirche in Vertrauenskrise

von Redaktion

Neue Studie: Jeder fünfte Katholik denkt ernsthaft an Austritt

München – Die Bindung der Katholiken an ihre Kirche bröckelt immer mehr: Nach einer gestern im München vorgestellten bundesweiten Studie der Medien-Dienstleistung GmbH mit dem Sinus-Institut sind sieben Prozent der Katholiken fest entschlossen, aus der Kirche auszutreten. 13 Prozent der 1369 Befragten gaben an, darüber nachzudenken. 21 Prozent haben mit dem Gedanken gespielt, aber wollen „wahrscheinlich nicht austreten“. Damit ist „Kirchenaustritt“ für 41 Prozent der Katholiken ein Thema. 59 Prozent erklärten aber auch, noch nie einen Kirchenaustritt in Erwägung gezogen zu haben. Die 2017 durchgeführte Umfrage hatte das Ziel zu erfahren, warum Menschen Kirchenmitglied bleiben.

Erstaunt zeigten sich die Forscher über die Diskrepanz zwischen den zum Austritt fest entschlossenen sieben Prozent und der Austrittsquote der vergangenen Jahre zwischen 0,5 und ein Prozent. Als Hauptgrund für den Verbleib von Austrittsgeneigten nannte Projektleiterin Jana Goetzke Bequemlichkeit: Der Gang zum Standesamt sei zu mühsam. Hinzu kämen pragmatische Gründe wie ein Arbeitsplatz im kirchlichen Umfeld oder der Wunsch, einmal kirchlich heiraten zu können. Für bemerkenswert halten es die Autoren, dass zwei Drittel erklären, der Glaube gebe ihnen Halt. Das sei eine Chance: Die Kirche müsse qualitativ hochwertige Angebote machen und punktuelle Kontakte wie kirchliche Hochfeste, Hochzeiten und Taufen besser nutzen. „Wir kennen die Situation, dass viele Menschen mit der Kirche hadern“, sagte Bernhard Kellner, Pressesprecher des Münchner Erzbistums. Man nehme das sehr ernst. Es gebe keine einfachen Rezepte. Das Wichtigste sei, dass die Kirche ihre Glaubwürdigkeit zurückerlange. cm

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