München/Schweinfurt – Parteien-Endspurt vor der mit Spannung erwarteten Landtagswahl: Mit letzten Großkundgebungen werben die seit Monaten in Umfragen kriselnde CSU und SPD nochmals um das Vertrauen der Bürger. Beide Parteien sind in schwieriger Lage, Umfragen ihnen seit Wochen massive Verluste voraus. Die CSU von Ministerpräsident Markus Söder und Parteichef Horst Seehofer wird demnach ihre absolute Mehrheit verlieren und muss sich möglicherweise sogar zwei Koalitionspartner suchen.
Das größenmäßig stabilste Bündnis bei einem Verlust der absoluten CSU-Mehrheit wäre eines mit den Grünen. Söder äußerte sich jedoch skeptisch hinsichtlich Schwarz-Grün: „Das Programm der Grünen ist aus meiner Sicht so in der Form nicht koalitionsfähig“, sagte er. „Das wirkt zwar frisch, aber das Programm ist uralt.“ Vor allem bei der inneren Sicherheit wollten die Grünen alles zurückdrehen, was die CSU beschlossen habe.
Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze mahnte, nach der Wahl sei es „die Aufgabe von allen demokratischen Parteien, verantwortungsbewusst mit dem Ergebnis umzugehen“. Der FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen warb dafür, der CSU „einen Aufpasser an ihrer Seite“ zuzuteilen. Die SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen nannte die CSU-Spitze „Chaosbrüder“. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger forderte eine schnelle Regierungsbildung binnen vier Wochen. Die Verfassung setzt eine Maximalfrist von sieben Wochen, dann gäbe es Neuwahlen.
Laut ZDF-„Politbarometer“ kommt die CSU auf 34 Prozent, das ist ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche. Zweitstärkste Kraft bleiben die Grünen mit 19 Prozent (plus 1). Dahinter liegen unverändert die SPD mit 12, die Freien Wähler mit 10 und die AfD mit ebenfalls 10 Prozent. Die FDP erreicht 5,5 Prozent, die Linke 4 Prozent (minus 0,5 Punkte). Beide müssen um den Einzug ins Landesparlament bangen.
2013 hatte die CSU mit 47,7 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit geholt. Sie stellte 101 der 180 Abgeordneten im Landtag. Die SPD war mit 20,6 Prozent (42 Sitze) zweitstärkste Kraft. Dahinter folgten die Freien Wähler (9 Prozent,19 Sitze) und die Grünen (8,6/18). Die FDP scheiterte wie die Linke an der Fünf-Prozent-Hürde.
Anders als vor einem Jahr bei der Bundestagswahl verzichtete die CSU bei ihrer offiziellen Schlusskundgebung in München auf Hilfe von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Stattdessen trat Söder mit Horst Seehofer und dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz auf. Merkel antwortete derweil in Berlin ausweichend auf Fragen, ob ein schlechtes CSU-Ergebnis sie destabilisere. „Ich weiß, dass wir in nicht ganz einfachen Zeiten leben.“ dpa/cd