München – Nach mehreren Tagen der Erholung hat die türkische Lira wieder stark an Wert verloren. Am Freitag gab die Währung im Verhältnis zum US-Dollar bis zu knapp acht Prozent nach. Zum Euro ging es ähnlich stark bergab. Auch der Dax fiel angesichts der Türkei-Krise zwischenzeitlich um knapp ein Prozent, erholte sich aber wieder.
Grund für den Kursverfall der Lira sind Drohungen aus den USA. Finanzminister Steven Mnuchin hatte am Donnerstag neue Sanktionen angekündigt, sollte der wegen Terrorverdachts inhaftierte US-Pastor Andrew Brunson nicht schnell freikommen. An ihm hatte sich der Streit zwischen Washington und Ankara entzündet.
Am Freitag lehnte ein Gericht in Izmir Brunsons Freilassung erneut ab. US-Präsident Donald Trump sagte daraufhin vor Journalisten, der Pastor werde wegen erfundener Vorwürfe festgehalten. Die Türkei sei seit langem ein Problem und habe sich „sehr schlimm“ verhalten. Man werde das nicht hinnehmen.
Die Krise könnte indes positive Auswirkungen auf das gestörte Verhältnis zwischen Ankara und Berlin haben. Ibrahim Kalin, Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, sagte, die Türkei, Deutschland und Frankreich seien sich in ihrem Widerstand gegen die Zölle und Sanktionen aus den USA einig. Die Türkei sehe das als Gelegenheit, ihre Beziehungen zu Europa zu verbessern. Die Bundesregierung hat dazu noch keine Stellung genommen.
Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtet zudem von einem Telefonat zwischen dem türkischen Finanzminister Berat Albayrak und seinem deutschen Kollegen Olaf Scholz (SPD). Demnach betonte Scholz, dass eine starke türkische Wirtschaft wichtig für Deutschland sei.