München – Nach chaotischen Wochen mit zahlreichen Ausfällen, Pannen und Verspätungen an deutschen Flughäfen verspricht die Branche Besserung. Um die Probleme zu lösen, wollen Airlines, Flughäfen und Flugsicherung mehr Geld und Personal einsetzen, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Dieter Schäuerle. Auch Politik und Behörden wie der Zoll müssten helfen. „Es müssen viele Akteure zusammenarbeiten, um die Engpässe zu beheben.“
Passagiere brauchten im ersten Halbjahr 2018 starke Nerven. Bis zum 20. Juni zählte das Fluggastrechteportal „EUclaim“ deutschlandweit 15 571 Ausfälle und damit fast doppelt so viele wie im Vorjahr (8826). Auch die Verspätungen nahmen zu, von 2268 auf 3778. Die Großpanne am Flughafen München von Ende Juli mit gut 30 000 betroffenen Passagieren ist da noch nicht mitgerechnet. Schäuerle sagte, das entspreche „nicht dem Qualitätsversprechen und unserem eigenen Anspruch“.
Für die Schwierigkeiten nannte er neben ineffizienten Sicherheitskontrollen, fehlenden Kapazitäten im europäischen Luftraum und den Betriebszeiten deutscher Flughäfen auch Streiks und Unwetter als Gründe. Erst gestern musste der Frankfurter Flughafen seinen Flugbetrieb wegen einer Gewitterfront für eine halbe Stunde einstellen. Die nächsten Streiks stehen heute an. Die Piloten des Billigfliegers Ryanair haben angekündigt, ab Freitagmorgen, 3.01 Uhr, ihre Arbeit für 24 Stunden niederzulegen, um für bessere Löhne zu kämpfen. Europaweit sollen 55 000 Passagiere betroffen sein, 42 000 davon in Deutschland. In Bayern wird gut die Hälfte der Flüge ausfallen, betroffen ist vor allem Nürnberg.
Auch den Flughafen München erwarten Unannehmlichkeiten. Das Fluggastrechteportal „flugrecht.de“ will gerichtlich klären, ob der Airport gegenüber den betroffenen Passagieren schadenersatzpflichtig ist. Nach Informationen der „tz“ will der Flughafen jedem Passagier einen 50-Euro-Gutschein zukommen lassen. Flughafen-Sprecher Ingo Anspach wollte die Aktion gestern aber noch nicht bestätigen.