Frankfurt/München – Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich nach dem Rundumschlag des zurückgetretenen Mesut Özil mit aller Gewalt gegen Rassismusvorwürfe gewehrt. Ein Tag nach dem brachialen Abgang des Weltmeisters von 2014 samt Frontalangriff auf DFB-Präsident Reinhard Grindel bedauerte der Verband zwar die Entscheidung Özils, verteidigte sich aber gegen die massiven Anschuldigungen. „Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir in aller Deutlichkeit zurück“, hieß es am Montag. Zu weiteren personellen Konsequenzen und der Zukunft des stark in der Kritik stehenden Grindel machte der Verband keine Angaben.
Der DFB gestand in der Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan auch eigene Fehler ein. „Dass der DFB im Umgang mit dem Thema dazu auch einen Beitrag geleistet hat, räumen wir selbstkritisch ein.“ Dass Özil zum Ziel von rassistischen Parolen wurde und der Verband seinen Spieler nicht ausreichend geschützt habe, „bedauern wir“.
Mitten in die hochpolitische Debatte um Integration und Rassismus platzte FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß. „Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) respektierte am Tag nach dem Rücktritt Özils Entscheidung. „Mesut Özil ist ein toller Fußballspieler, der viel für die Fußball-Nationalmannschaft geleistet hat“, ließ sie ausrichten.
Außenminister Heiko Maas (SPD) glaubt hingegen nicht, dass der Fall dazu taugt, Rückschlüsse auf gesellschaftliche Probleme zu ziehen: „Der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs“, sagte er, gebe keine Auskunft über die Integrationsfähigkeit in Deutschland.
Vural Ünlü, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Bayern, sagte: „Özils Rücktritt war konsequent. Er hat so seine Kündigung vorweggenommen.“ Es sei ziemlich offensichtlich, dass Özil zu einem Sündenbock gemacht werde, „um vom eigenen Versagen des DFB abzulenken“.