München – Zuzug und Wachstum in Oberbayern sind ungebrochen – als Folge davon gibt es in vielen Gemeinden Streit um große Gewerbegebiets-Ausweisungen. In mindestens einem Dutzend Orten ist die Ansiedlung Gegenstand zum Teil erbitterter Konflikte zwischen Gemeinderäten, Wirtschaftsvertretern und Bürgerinitiativen. Um die Entwicklung zu steuern, fordert eine Initiative von Wissenschaftlern einen Neuanfang in der Landesplanung.
Im Nordosten Münchens sorgt die Ankündigung von BMW, einen Standort für ein Logistikzentrum oder eine Prototypen-Fertigung zu suchen, für Streit. Hoffnungen auf den Zuschlag machen sich sowohl die Stadt Erding als auch die Gemeinde Vaterstetten (Kreis Ebersberg) – doch es gibt auch Gegenstimmen. Sehr umstritten sind mehrere neue Gewerbegebiete im Landkreis Starnberg – der Bund Naturschutz warnt vor den Planungen in Feldafing, Pöcking und Gauting. Ein weiteres Gebiet soll bei Schorn/Starnberg direkt an der Garmischer Autobahn A 95 entstehen. Weiter südlich, in Benediktbeuern, gibt es am Sonntag einen Bürgerentscheid – 3000 Einwohner sollen darüber entscheiden, ob im ökologisch sensiblen Gebiet zugunsten von Gewerbe gerodet werden kann. Zudem tobt der Streit in Ramerberg bei Wasserburg – „wenn wir Betriebe, die hier Gewerbesteuer zahlen, halten wollen, brauchen wir das Gewerbegebiet“, argumentierte kürzlich der Bürgermeister.
Gegen Flächenfraß haben Landschaftsplaner, Architekten und Ingenieure gestern eine Initiative „Das bessere LEP für Bayern“ vorgestellt. LEP steht für Landesentwicklungsprogramm. Darin war zuletzt das Anbindegebot, das Gewerbe nur räumlich „angebunden“ an Ortschaften zulässt, aufgeweicht worden.
Nötig sei ein „Gestaltungsauftrag“ für Siedlungen und Landschaften, wie Lydia Haack vom Bund Deutscher Architekten sagte. Momentan fahre Bayern hier den Kurs einer „riskanten Deregulierung“. Mehrere Initiatoren stellten sich auch hinter die Ziele des Volksbegehrens, das den Flächenfraß stoppen will. dw