Geheimdienste deckten Amri

von Redaktion

Berlin-Attentäter viel länger überwacht als bekannt – Glocken läuten zum Jahrestag

Berlin – Polizei und Geheimdienste haben den Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt früher und intensiver überwacht als bislang bekannt. Das geht aus Akten über Anis Amri hervor, die die „Welt am Sonntag“ veröffentlichte, bevor sich der Anschlag mit zwölf Toten am morgigen Dienstag zum ersten Mal jährt. Die Bundesanwaltschaft habe den Tunesier schon seit November 2015 überwachen lassen. Es gebe Beweise für heruntergeladene Bomben-Anleitungen und zu Telefonaten mit Vertretern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Recherchen der „WamS“ deuten auf eine Verwicklung internationaler Gemeindienste hin. Diese dürften demnach in Amri einen Lockvogel gesehen haben, der die Hintermänner in Libyen entlarven sollte. Ein Monat nach dem Anschlag griffen US-Bomber dann auch exakt jenes IS-Wüstencamp an, in dem die Planer des Attentats vermutet wurden. Der Ex-Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele vermutet die „ordnende Hand“ eines Geheimdienstes hinter der „ansonsten unerklärlichen“ Nichtfestnahme Amris.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einem „bitteren Fehler“ der deutschen Behörden. In diesem Jahr hätten diese aber bereits drei Terroranschläge verhindert, bei denen „man von einer echten Vorbereitung und nicht nur von einer Idee sprechen kann“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Die Behörden greifen heute teilweise schneller zu als früher.“

Heute Nachmittag empfängt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Überlebende sowie Hinterbliebene der Todesopfer des Berlin-Anschlags. Am Dienstag nehmen Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dann an einer Andacht nahe des Tatorts teil. Ab 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, sollen die Glocken der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz zwölf Minuten lang läuten.  mm

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