München – Das bayerische Innenministerium will durch die automatische Gesichtserkennung und den Ausbau von Videoüberwachung künftig mehr Tatverdächtige ermitteln. „Derzeit arbeiten wir daran, Bild- und Videodaten nach Tatverdächtigen automatisiert auszuwerten“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in München. Momentan werde dafür eine Software getestet. Zudem stehe man in Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Sicherheitsunternehmen sowie nationalen und internationalen Polizeibehörden. Auch eine personelle Aufstockung ist laut Landeskriminalamt langfristig geplant.
Die Videoüberwachung soll unter anderem im Personennahverkehr und an öffentlich zugänglichen Gebäuden wie Einkaufszentren und Konzerthallen ausgebaut werden. Mehr Aufnahmen solle es aber nur dort geben, wo sie für mehr Sicherheit der Bürger erforderlich seien, sagte Herrmann.
Datenschützer kritisierten die Pläne. „Bei einer Videoüberwachung öffentlicher Plätze holt sich der Computer Daten von allen Personen, die sich im überwachten Raum aufhalten“, sagte der Landesbeauftragte für den Datenschutz, Thomas Petri. So könnten auch unschuldige Personen ins Visier des Computers geraten. Kritiker warnen zudem vor möglichem Missbrauch der gespeicherten Gesichtsmerkmale durch Staaten und Kriminelle.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze sagte gegenüber unserer Zeitung: „Wir begleiten den Ausbau der biometrischen Gesichtserkennung kritisch.“ Die bisher verkündeten Ermittlungserfolge müsse man sich genauer anschauen. Sie wisse nicht, ob den Tatverdächtigen im Nachhinein wirklich die Straftat nachgewiesen werden konnte. Schulze wies auch auf die vergleichsweise große Fehleranfälligkeit der Software hin.
Herrmann beschrieb die Pläne als unbedenklich. Innerhalb einer Frist von zwei bis drei Wochen würden die Aufnahmen gelöscht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Straftäter gefilmt werden, steige dagegen. dpa/mfh