Berlin – In der Union wächst angesichts des AfD-Wahlerfolgs der Druck auf Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), das Amt des Bundestagspräsidenten zu übernehmen. Am Rande der ersten Sitzung der neuen Unionsfraktion im Parlament hieß es am Dienstag, Kanzlerin Angela Merkel wolle Schäuble persönlich von dem Wechsel überzeugen. Eine rasche Entscheidung über die Nachfolge von Norbert Lammert (CDU) in dem wichtigen Parlamentsamt wurde allerdings nicht erwartet.
Mehrere Abgeordnete sagten, Schäuble sei angesichts seiner jahrzehntelangen politischen Erfahrung und seiner rhetorischen Qualitäten bestens geeignet, Lammerts Nachfolge zu übernehmen. Die Diskussion über einen Wechsel Schäubles ins Amt des Parlamentspräsidenten findet auch vor dem Hintergrund der anstehenden Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen statt. Es wird erwartet, dass die FDP das Amt des Finanzministers beanspruchen wird.
Die CSU unterstützt die Personalie. Schäuble sei die „erste Adresse“, sagte Parteichef Horst Seehofer. Er hatte zuvor mit Merkel über den noch amtierenden Finanzminister beraten. Auch der gestern gewählte neue Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hält Schäuble für bestens geeignet für das Amt: „Bundestagspräsidenten sind ja immer herausragende Persönlichkeiten und herausragende Parlamentarier. Und Wolfgang Schäuble ist eine herausragende Persönlichkeit und ein herausragender Parlamentarier.“ In der kommenden Legislaturperiode sei für das Amt ein „erhebliches Maß an Erfahrung“ gefordert, fügte Dobrindt mit Blick auf die AfD hinzu. „Das wird eine andere Legislaturperiode, als wir das in der Vergangenheit kannten.“