Theorie statt Praxis?

von Redaktion

So funktioniert die schulische Ausbildung

Endlich ist die Schule geschafft! Und jetzt? Zurück zur Schule! So läuft es bei jungen Leuten, die Krankenpfleger werden wollen, oder Dolmetscher. Denn in einige Berufe führt nur eine schulische Ausbildung. Das Wichtigste im Überblick:

Welche Berufe

gibt es?

„Das sind oft Berufe, für die es keine duale Ausbildung gibt“, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Eine wichtige Rolle spielen Berufsfachschulen vor allem für Gesundheitsberufe und im sozialen Bereich, für angehende Erzieher und Altenpfleger genau wie für Ergo- oder Physiotherapeuten. Wer Dolmetscher oder Fremdsprachenkorrespondent werden will, geht in aller Regel auch zur Berufsfachschule, genau wie technische Assistenten sowie verschiedene Musiker und Künstler.

Sind die Schulen gleich?

Nein, aus drei Gründen. Erstens gibt es je nach Job und Branche Unterschiede, was die genaue Ausgestaltung der Ausbildung angeht. Zweitens ist Bildung Ländersache, in jedem Bundesland gelten deshalb etwas andere Regeln für Berufsfachschulen. Es gibt aber einheitliche Rahmenlehrpläne beziehungsweise Ausbildungsordnungen. Und drittens existieren nicht nur öffentliche Berufsfachschulen, sondern auch welche in privater Trägerschaft. In manchen Berufen sind die sogar klar in der Überzahl.

Was muss man mitbringen?

Grundvoraussetzung für die Zulassung ist an den meisten Berufsfachschulen ein mittlerer Schulabschluss. Hinzu kommen je nach Schule und Job noch andere Voraussetzungen: Gesundheitszeugnisse etwa, vor allem für Jobs in der Pflege. Für manche Ausbildungen müssen Schüler mindestens 16 Jahre alt oder sogar volljährig sein. Und einzelne Ausbildungen haben auch Eignungstests.

Wie funktioniert die Bewerbung?

„Vom Prinzip her läuft das so wie bei der Studienplatzvergabe“, erklärt Gerd Roser, Referatsleiter Berufliche Bildung bei der Kultusministerkonferenz (KMK). Gibt es mehr Bewerber als Plätze, starten die Schulen ein Vergabeverfahren. Die Details sind dabei immer anders – die schulische Leistung spielt aber fast überall die Hauptrolle, dazu kommen vielleicht Faktoren wie die Wartezeit. Und ähnlich wie Hochschulen haben die meisten Berufsfachschulen auch Härtefallregelungen.

Wichtig ist vor allem, rechtzeitig anzufangen: Laut Bundesagentur für Arbeit beginnen die Bewerbungsverfahren in aller Regel etwa ein Jahr vor dem Start der Ausbildung.

Wie läuft die Ausbildung ab?

Unterricht und Theorie stehen an Berufsfachschulen klar im Vordergrund, sagt Roser – in der Regel in Vollzeit und mit festen Klassenverbänden. Was nicht bedeutet, dass es gar keinen Bezug zur Praxis gibt. Wie viele Praktika oder Praxisphasen es gibt, ist aber ganz unterschiedlich. „Die Pflegeausbildung zum Beispiel verläuft in der Struktur fast wie eine duale Ausbildung, mit hohem Praxisanteil, nur eben in Gesamtverantwortung der Schule.“

Wie lange dauert die Ausbildung?

Üblich sind ein bis dreieinhalb Jahre, abhängig von Job, Bundesland und Schule. Es ist aber möglich, die schulische Ausbildung individuell zu verkürzen: Wer zum Beispiel das Abitur mitbringt, muss an manchen Berufsfachschulen nicht ganz so lang die Schulbank drücken.

Was kostet die Ausbildung?

Eine Vergütung bekommen Berufsfachschüler nicht, anders als in der dualen Ausbildung. Stattdessen müssen sie manchmal sogar Schulgeld zahlen – an privaten beziehungsweise freien Berufsfachschulen ist das häufig der Fall. Es kann aber gut sein, dass sich das in Zukunft ändert, zumindest teilweise: Bei den Pflegeberufen hat die politische Diskussion kürzlich zur Abschaffung des Schulgeldes geführt.

Welchen Status haben Berufsfachschüler?

Wer eine schulische Ausbildung macht, ist Auszubildender. Er oder sie hat also Anrecht auf entsprechende Rabatte oder Vergünstigungen, für Nahverkehrstickets oder Bankkonten zum Beispiel. Und wer während der Ausbildung nicht mehr zu Hause wohnt, kann BAfög beantragen.Tobias Hanraths/dpa

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