von Redaktion

Wirtschaft und Gewerbe haben im Markt Bruckmühl Tradition. Bruckmühl hat in seinem über sechs Kilometer langen Hauptsiedlungsband, das sich in Ost-West-Rich-tung entlang der Mangfall erstreckt, historisch bedingt eine ganze Reihe von Gewerbe- und Industriegebieten. Mit der Inbetriebnahme der „Maximiliansbahn“ von München über Holzkirchen nach Rosenheim wurden 1857 die idealen Voraussetzungen für große Firmenansiedlungen geschaffen. Seither ist der Aufschwung nahezu ungebrochen. Innovationen und zukunftsorientierte Industriebetriebe leben Seite an Seite mit Handwerk und mittelständischem Gewerbe.

Rasante Entwicklung

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Bruckmühl fast ausschließlich landwirt-schaftlich geprägt. Nachdem man zwischen 1850 und 1860 den Triftbach – einen künstlichen Kanal – angelegt hat, der sich aus der Mangfall speist und der zum Bau mehrerer Kraftwerke geführt hat, nahm die gewerbliche Entwicklung Bruckmühls einen rasanten Lauf. Preisgünstige Stromerzeugung durch Wasserkraft und der Bau der Bahnlinie waren regelrechte Triebfedern dafür.

„Gründervater“ Justus von Liebig

Regelrechter „Gründervater“ der Industrie in Bruckmühl war der bekannte Gießener Chemiker Justus von Liebig. Er errichtete 1858 eine chemische Fabrik im Ortsteil Heufeld.

Im Fokus seines Gewerbes lag der künstliche Mineraldünger. Dessen Bedeutung und wirtschaftliche Bereicherung hatte Liebig 1840 entdeckt. Als er den Superphosphat-Dünger entwickelt hat, war er Mitbegründer der „Bayerischen Aktiengesellschaft für chemische und landwirtschaftlich-chemische Fabrikate“ (BAG, Werk in Heufeld) mit Sitz München. Aus Letzterer ging die Firma Süd-Chemie AG hervor. Diese setzte ihren Entwicklungsschwerpunkt auf die Katalysatorenproduktion und -forschung. Das Bruckmühler Unternehmen war und ist hier weltweit mit führend.

Weltweit führend

Anfang 2011 hat die Schweizer Firma Clariant Produkte Deutschland GmbH die Süd-Chemie übernommen, erweitert und weiter vorangebracht. Noch heute sind aber die Spuren des Gründers sichtbar. Auf dem Areal ist ein historisches Museum zu Ehren des Chemikers errichtet. Anlässlich des Tags der offenen Tür am 22. September öffnet dieses wieder einmal die Pforten für die Inte-ressierten.

Überhaupt hat Bruckmühl in seinem über sechs Kilometer langen Hauptsiedlungsband, das sich in Ost-West-Richtung entlang der Mangfall erstreckt, historisch bedingt eine ganze Reihe von weiteren Gewerbe- und Industriegebieten. Auch ein großes Papierwerk (Steinbeis & Consorten), die Bayerische Wolldeckenfabrik Bruckmühl, ein großes Holz- und Sägewerk („Zapfendorf“), eine Marmorfabrik („Rösner“) und die Tuchfabrik Hinrichssegen wurden im Laufe der (Gründer-)zeit errichtet.

In großem Maße erweitert

Einige von ihnen gibt es heute noch oder in umfirmierter Variante. Die Papierfabrik produziert heute unter dem Namen Neenah Gessner GmbH. Die Tuchfabrik hat ihren Betrieb Anfang der 70er-Jahre eingestellt.

Die Firma „Fritzmeier Composite GmbH“ hat die Produktionsgebäude übernommen und in größerem Maße erweitert. Große Pressen stellen Lkw-Kunststoffkabinen dort tagtäglich her. 350 Mitarbeiter sind im Werk Bruckmühl-Hinrichssegen tätig und bilden die Basis für kompetente Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen (FVW). Über mehrere Gebäude verteilt werden nahezu alle Verarbeitungsverfahren für Kunststoff abgedeckt.

Einen aktuellen Meilenstein in der Gewerbegeschichte Bruckmühls gab es Mitte 2018 in Heufeldmühle: Der Gewerbepark Bruckmühl (GWB) hat einen neuen Eigentümer. Die Kolbermoorer Unternehmen „Werndl und Partner GWB Areal GmbH“ sowie „Werndl und Partner Projekt GWB“ kauften das 18000 Quadratmeter Gesamtmietfläche umfassende Areal von Emilie Watzinger-Artner, Witwe des damaligen Initiators Manfred Artner.

Neuer Eigentümer

Das Gelände ist Standort für Freiberufler und Unternehmen jeder Art und Größe seit 1989. Regionaler Einzelhandel, Handwerker wie Pumpeneinbau Fenzl sowie ein Bürozentrum sind dort angesiedelt. Seit gut 15 Jahren besteht dort auch eine Lidl-Filiale. Diese zog Rossmann, KiK, Arztpraxen, eine Apotheke und ein Schreibwarengeschäft mit an.

Das Besondere an dem Gewerbepark: Es ist der einstige Standort der weltweit bekannten „Bayerischen Wolldeckenfabrik Bruckmühl“ (BWB). Noch heute schlafen einige unter diesen Decken, ohne es vielleicht zu wissen: Die Olympia-Wolldecke von 1972, die auch die Athleten erhalten haben, stammt aus Bruckmühl.

Olympia-Decken aus Bruckmühl

Doch es gibt nicht nur diese Beispiele an gelungenem wirtschaftlichem Aufschwung: Gerade auch die mittelständischen Firmen sind wichtige Säulen für Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie für die Infrastruktur.

Wie gut die Unternehmen wirtschaften und standorttreu sind, untermauern die seit Jahren stetig steigenden Gewerbesteuereinnahmen Bruckmühls. Die Nachfrage nach dem „Sitz Bruckmühl“ ist ungebrochen. Dabei stellt das Haupthindernis die fehlende Verfügbarkeit von Gewerbeflächen dar.

Dass die Marktgemeinde ein gutes Pflaster für Unternehmen ist, beweist die kons
tante Wirtschaftsförderung der Kommune.

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