Güterkraftfahrzeuge sind weit besser als ihr Ruf. Im Vergleich zu Pkw sind sie verhältnismäßig wenig an Unfällen beteiligt. Das zeigt der aktuelle Verkehrssicherheitsreport für das Jahr 2018 der DEKRA.
Zur Entwarnung besteht allerdings kein Grund. Denn vor allem Unfälle mit schweren Lkw ab zwölf Tonnen haben aufgrund der hohen Massen oft besonders schwerwiegende Folgen.
„Die Potenziale, die sich bei der aktiven und passiven Sicherheit von Nutzfahrzeugen bieten, gilt es noch effizienter auszuschöpfen“, mahnt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands DEKRA. Er stellte in Berlin den Verkehrssicherheitsreport vor. Im Mittelpunkt stand diesmal der Güterverkehr.
Tragische Unfälle
Regelmäßig finden sich in den Medien Meldungen über Unfälle mit Nutzfahrzeugen, bei denen Menschen ihr Leben verloren haben. Doch bei aller Tragik für die Betroffenen dürfen diese Fälle über eines nicht hinwegtäuschen: Bezogen auf ihre Fahrleistung sind Güterkraftfahrzeuge deutlich seltener an Unfällen mit Personenschaden beteiligt als Pkw. Schaut man sich die konkreten Unfallzahlen an, wird der positive Trend bestätigt.
So reduzierte sich zum Beispiel in den EU-Mitgliedstaaten die Zahl der Getöteten bei Unfällen mit Nutzfahrzeugen über 3,5 Tonnen von 7233 im Jahr 2006 auf 3848 im Jahr 2015, also um rund 47 Prozent. Der Prozentsatz der Getöteten bei Unfällen mit Nutzfahrzeugen im Verhältnis zu allen Verkehrstoten in der EU verharrt allerdings seit Jahren auf ungefähr demselben Niveau. 55 Prozent der bei Unfällen mit Güterkraftfahrzeugen Getöteten kamen auf Landstraßen ums Leben, 25 Prozent innerorts und 19 Prozent auf Autobahnen.
„Allein schon diese wenigen Zahlen untermauern die Notwendigkeit, nachhaltig gegenzusteuern“, sagte Klinke.
Verheerende Folgen von Unfällen am Stauende
Als ein Beispiel für erfolgreiche Maßnahmen nannte der DEKRA Vorstand die Weiterentwicklung der Lkw-Bremsen in den vergangenen Jahrzehnten. Bei einem DEKRA Vergleich zwischen einem aktuellen Mercedes-Benz Actros und seinem Vorgänger SK aus dem Jahr 1997 – beide samt Auflieger mit 38,5 Tonnen Gesamtmasse – zeigte sich: Bei einer Vollbremsung aus 80 Stundenkilometern kam der moderne Lkw nach 41 Metern zum Stehen. Das ältere Fahrzeug hatte nach dieser Strecke noch eine Restgeschwindigkeit von 43 Stundenkilometern und stand erst nach 57 Metern.
Clevere Assistenzsysteme
Effektive Verbesserungen sind laut DEKRA primär im Bereich der Unfallvermeidung beziehungsweise der Verringerung der Unfallschwere durch den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen zu erzielen.
Die Ausstattung der Fahrzeuge mit immer mehr Assistenzsystemen ist nach Ansicht von DEKRA ein sinnvoller Schritt im Hinblick auf die „Vision Zero“ – das Ziel eines Straßenverkehrs, in dem es bei Unfällen keine Getöteten und Schwerverletzten gibt.
Entscheidend kommt es aber darauf an, dass die Fahrzeugführer über die Funktionalitäten der Systeme Bescheid wissen, um nicht Gefahr zu laufen, aus mangelnder Kenntnis das „falsche“ System abzuschalten – etwa den lebensrettenden Notbremsassistenten.
„Darüber hinaus muss jedem Fahrzeugführer bewusst sein, dass sich die physikalischen Gesetzmäßigkeiten durch Assistenzsysteme nicht außer Kraft setzen lassen – sie erhöhen zum Beispiel weder die Bremsleistung noch können sie den Bremsweg auf nasser oder glatter Fahrbahn verkürzen“, gab Klinke zu bedenken.
Eine Voraussetzung bei allen elektronischen Systemen ist darüber hinaus, dass sie auch über das ganze Fahrzeugleben hinweg zuverlässig funktionieren. Der periodischen Fahrzeugüberwachung kommt daher in Zukunft eine noch größere Bedeutung zu – auch angesichts der zunehmenden Komplexität der Systeme und der Gefahr von elektronischen Manipulationen.