Die gute Seele im Bistro

von Redaktion

„Es ist toll, Gästen Limonade, Kaffee und Kuchen zu servieren, mit ihnen zu spielen und zu ratschen“, sagt Heide Z. Sie hat mit ihrer Stelle als Helferin im Hauscafé „Jungbrunnen“ im Pflegezentrum Pur Vital in Oberaudorf mit ihrem Beruf gleichzeitig eine Berufung gefunden.

Heide Z. steht im Bistro ihre Frau. Dabei führte sie ein ganz besonderer Lebenslauf dorthin. Die 52-Jährige, die eine körperliche Beeinträchtigung sowie ein einge-schränktes Sehvermögen hat, tritt an den „Stammtisch“, öffnet eine Flasche Limonade und sagt zu dem Gast „Bitteschön, junger Mann“, während sie mit der einen Hand die Orangenlimonade eingießt und mit der anderen Hand die Pfandflaschen einsammelt, die der „junge Herr“ aus seinem Zimmer mitgebracht hat.

Jobchancen für besondere Lebensläufe

Heide Z. profitiert bei der Arbeit von ihrer vielseitigen Berufserfahrung als Hilfskraft im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie als Hauswirtschafterin und ihrer Ausbildung zur Betreuungsassistentin. Freundliches Bedienen zählt bei ihrer Tätigkeit ebenso zu ihren Aufgaben wie kleine Reinigungsarbeiten und – wenn im Café einmal nicht so viel los ist – Ratschen oder Gesellschaftsspiele mit den Gästen.

„Ich mache aber noch mehr, gehe mit den Bewohnern einmal im Monat zum Seniorennachmittag ins Pfarrheim gegenüber oder helfe bei Festen wie der Weihnachtsfeier und begleite die pflegebedürftigen Bewohner.

Bei Geburtstagsfeiern rede ich vorher mit den Heimbewohnern und ihren Verwandten darüber, was es zum Essen geben soll, wie die Tische hergerichtet und der Raum dekoriert werden sollen“, erzählt Z. glücklich.

Hanna Zenker, die Hausleiterin im Pflegezentrum PUR VITAL, ist von Heide Z.s Arbeit begeistert: „Im Laufe der Zeit ist in unserem Bistro ein Stammtisch entstanden, der jeden Nachmittag von sechs bis 15 Gästen – Bewohner, Menschen aus dem betreuten Wohnen, Besucher – genutzt wird. Sie alle haben die volle Aufmerksamkeit verdient, und es fiel uns natürlich schwer, dies neben unserer Arbeit in der Verwaltung zu gewährleisten. Frau Z. ist ein Segen, wie sie sich um unsere Gäste kümmert und immer ein offenes Ohr hat“, schwärmt Zenker. „Da schaue ich gerne, ob bei der Arbeit von Heide alles klappt, habe die Geduld ihr einige Dinge zwei- bis dreimal zu erklären oder ihr zu helfen, die Post zu verstehen, die sie bekommt.“

Den Kontakt zu dem Arbeitgeber hat Christina Herzog, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) beim Jobcenter Landkreis Rosenheim, hergestellt. „Ich habe wegen einer anderen Sache mit Frau Zenker telefoniert, dann sind wir auf das Thema Bistro von PUR VITAL gekommen und dann fiel mir gleich Heide Z. ein“, erzählt Herzog und schwärmt: „Die Stelle passt wirklich perfekt zu Heide, denn sie wollte schon immer eine Arbeit haben, die auch etwas mit der Betreuung von Menschen zu tun hat.“

Für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt

Heide Z. ist seit dem 1. August 2017 beim Pflegezentrum PUR VITAL angestellt. Zuvor hat sie – neben ihrer Tätigkeit im Hotel- und Gaststättengewerbe – einige Programme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen durchlaufen, die unter anderem Bewerbungstrainings und vielseitige praktische Arbeiten in einer Übungswerkstatt beinhalteten. „Meine Kollegen und ich versuchen Menschen wie Frau Z. bestmöglich bei der Stellensuche zu unterstützen. Wir reden darüber, welche Beschäftigungen bei der bei ihnen vorliegenden körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung möglich sind, schauen mit ihnen nach Stellenangeboten und eventuell erforderlichen Qualifizierungsmaßnahmen,“ erklärt Herzog, und fügt hinzu: „Es gibt vielseitige Förderprogramme. Interessierte Arbeitnehmer können sich gerne unter der kostenlosen Servicenummer 0800/4555500 und Unternehmen unter der ebenfalls gebührenfreien Hotline 0800/4555520 bei der Agentur für Arbeit melden. Wir versuchen, für jeden eine individuelle Lösung zu finden.“

Heide Z. hat ihre individuelle Traumlösung in Sachen Beruf bereits gefunden, und auch Hausleitung Hanna Zenker hofft, dass das Beschäftigungsverhältnis lange anhält: „Unsere Gäste freuen sich über die Aufmerksamkeit und darüber, dass Frau Z. stets ein offenes Ohr hat und ich persönlich freue mich sehr darüber, wie sie bei ihrer Arbeit aufblüht.

Und auch Herzog betont: „Sie sehen super aus, Heide, und machen Ihre Arbeit toll, weiter so!“

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