Perinatale Prägung

von Redaktion

Ist eine werdende Mutter übergewichtig, erhöht sich auch das Risiko ihres Kindes, später übergewichtig zu werden und zwar um das Zwei- bis Dreifache. Mittlerweile gibt es belastbare Belege für diesen Zusammenhang, berichtet Professor Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt an der Maximilians-Universität München. Ob Organe wie die Leber etwa ein Leben lang gut funktionieren, werde laut Koletzko überraschend früh sozusagen programmiert und könne durch die Ernährung der Mutter teils sogar schon bei der Ausbildung der Eizelle beeinflusst werden. Schleichen sich bei der (werdenden) Mutter Fehler in der Ernährung ein, könnte dies langfristige Folgen für die Gesundheit der Kinder nach sich ziehen und beispielsweise die Entstehung von Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Übergewicht begünstigen. Daher empfiehlt Koletzko schwangeren Frauen und jungen Müttern, auf folgende drei Punkte zu achten: das eigene Körpergewicht im Griff zu haben, Fisch zu essen und zu stillen. Dies sei ohnehin der beste Schutz vor Krankheiten, Unterversorgung oder Diabetes und zudem förderlich für die Entwicklung des Gehirns.

„Nicht mehr, aber besser“

Weitere Hinweise zur Ernährung gibt Maria Flothkötter vom Netzwerk „Gesund ins Leben“ im Bundeszentrum für Ernährung in Bonn. „Nicht mehr, aber besser“ sollten sich manche schwangere Frauen ernähren. Gesundheitsförderlich seien insbesondere pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Vollkornprodukte sowie Fisch und Milchprodukte. Entscheidend für die besten Startchancen für lebenslange Gesundheit sei außerdem ausreichend Bewegung bereits in der Schwangerschaft. Die Empfehlung des Volksmundes, in der Schwangerschaft mengenmäßig „für zwei zu essen“ hält Professor Jörg Dötsch, leitender Kinder- und Jugendarzt an der Uni-Kinderklinik Köln, für keinen guten Ansatz. „Natürlich muss die Mutter zunehmen, aber kalkuliert“, stellt Jörg Dötsch klar. Zu viel zu essen sei ein Problem, zu wenig aber auch. Eine vegane Ernährung sollte während der Schwangerschaft nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, warnt Dötsch. Und bereits bei der weniger restriktiven vegetarischen Ernährungsweise empfiehlt er fachliche Begleitung. „Es ist nach wie vor schwer zu kalkulieren, wann das Kind welche Nährstoffe braucht“, erläutert Jörg Dötsch.

Bereitschaft zur Veränderung

Zwar sind sich alle Experten darin einig, den Druck auf werdende Mütter nicht weiter erhöhen zu wollen. Dennoch gebe es aber wohl keine Zeit im Leben, in der man mit Ernährungstipps auf so offene Ohren stoße wie während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Kindes, vermutet Professor Grimm von der baden-württembergischen Sektion der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Eltern seien nie wieder so bereit, etwas an ihren Lebensgewohnheiten zu ändern, wie in der Zeit der Schwangerschaft und direkt danach. Mit Präventionsmaßnahmen bis zur Kita zu warten sei zu spät. Wer da schon zu dick sei, habe ein 80-Prozent-Risiko, ein Leben lang so zu bleiben. DEBInet-Ernährungsblog

Artikel 2 von 4