Der Abschied naht – aber am seit jeher großen Einfallsreichtum der „Lindenstraßen“-Macher scheint das nicht zu kratzen, ganz im Gegenteil. Wenige Wochen, bevor die letzte Folge der ARD-Serie über die Bildschirme flimmert, gibt es für die Zuschauer an diesem Sonntag ein Wiedersehen mit früheren Figuren wie Hans und Benny Beimer. Für die Dreharbeiten in Köln kehrten die Schauspieler nach teils langer Zeit wieder an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Dabei habe ihn neben Nostalgie auch das Gefühl eingeholt, „dass da eine Ära deutscher Fernsehgeschichte zu Ende geht“, sagte etwa Christian Kahrmann alias Benny.
Er frage sich, „wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich nicht in dieser historischen deutschen Serie mitgespielt hätte“, so der inzwischen 47-Jährige, der vor 27 Jahren aus der „Lindenstraße“ ausgestiegen war – und in den vergangenen Jahren mehr mit Schlagzeilen aus seinem Privatleben (Alkohol am Steuer!) als mit beruflichen Erfolgen für Furore sorgte. Sein Auftritt an alter Wirkungsstätte nun am 1. März sei kurz, aber durchaus „psychedelisch prägnant“, verrät er.
In der Folge mit dem Titel „Die Geister, die Helga riefen“, die um 18.50 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, geht es um Folgendes: Die durch einen Brandanschlag verletzte Helga Beimer (Marie-Luise Marjan) liegt im Krankenhaus, ringt mit dem Tod – und im Delirium erscheinen ihr unter anderen ihr einst tödlich verunglückter Sohn Benny sowie ihre verstorbenen Ex-Männer Hans (Joachim H. Luger) und Erich Schiller (Bill Mockridge). Das Wiedersehen mit seinen alten Kollegen sei für ihn sehr emotional gewesen, sagte Mockridge am Rande der Dreharbeiten vor wenigen Wochen: „Die Kulisse, das Team und dann in der Beimer/Schiller-Wohnung mit Marie-Luise Marjan zu stehen… Tja, da war die Freude groß“, so der 72-Jährige. Und ein paar Tränchen seien auch geflossen.
Joachim H. Luger (76) war erst im Jahr 2018 ausgestiegen. Seine Figur, „Hansemann“ Hans Beimer, starb den dramatischen Serientod. Danach sei eine Rückkehr für ihn eigentlich undenkbar gewesen, erzählt Luger, der inzwischen vor allem Theater spielt. Letztlich habe ihn die Idee aber überzeugt. „Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, noch einmal zurückzukehren, gleichsam vertraut und doch ein wenig fremd“, sagte Luger. Es sei dann aber wunderbar gewesen, noch einmal mit seinen früheren Kollegen zu drehen, und er habe es „keine Sekunde bereut“, bei der Aktion mitgemacht zu haben.
Die Folge am Sonntag ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Serie. Die letzte Episode ist für den 29. März eingeplant. Dann heißt es nach gut 35 Jahren wirklich Abschied nehmen von der „Lindenstraße“. Von einer der Serien also, die Fernsehgeschichte geschrieben haben mit allem, was dazugehört – vom ersten schwulen Kuss bis hin zu einer Live-Folge zur Bundestagswahl. Trotz all der Schlagzeilen entschied die Fernsehprogrammkonferenz der ARD 2018, den Produktionsvertrag nicht zu verlängern. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Quote am Ende nicht mehr stimmte.