Mit Job, ohne Wohnung

von Redaktion

Arte zeigt den Fernsehfilm „Sterne über uns“ über eine Frau, die mit ihrem Sohn in den Wald zieht

VON KLAUS BRAEUER

In diesem Film geht es nicht um Menschen, die krank werden und erst ihre Arbeit und dann ihre Wohnung verlieren, Protagonistin ist hier eine alleinerziehende Mutter, die einen guten Job hat – und trotzdem plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf. „Sterne über uns“ lautet der Titel des Dramas von Christina Ebelt (sie schrieb zusammen mit Franziska Krentzien auch das Drehbuch) über eine Frau, die nach der fristlosen Kündigung ihrer Bleibe die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren droht. Arte zeigt die Produktion heute um 20.15 Uhr.

Schimmel in der Wohnung ist unschön, ja gefährlich – prompt behält Melli (Franziska Hartmann) die Miete ein. Doch statt eines Handwerkers kommt die fristlose Kündigung, und so sind sie und ihr neunjähriger Sohn Ben (Claudio Magno) von einem Tag auf den anderen obdachlos. Mangels einer bezahlbaren Wohnung ziehen die beiden mit Zelt und Koffern in den – zum Glück sommerlichen – Wald und bauen sich dort Lager, weit weg von allen Wegen.

Ben geht zwar brav zur Schule, doch findet er das Leben im Wald vor allem aufregend, während sich Melli große Sorgen macht, dass das Jugendamt ihr den Buben wegnehmen könnte. Zum Glück hat sie ihren Job als Flugbegleiterin, sodass sie sich – zumindest vorerst – keine finanziellen Sorgen machen muss. Doch je länger Melli improvisieren und ihre Notsituation vor ihrer Umwelt geheim halten muss, desto gereizter wird sie. Kein Wunder, denn die Suche nach einer neuen Bleibe gleicht einer Demütigung, zumal sie auch von Freunden oder Nachbarn im Stich gelassen wird. Lediglich Bens Lehrer Martin (Kai Ivo Baulitz) bietet seine Hilfe an.

„Sterne über uns“ ist das Regiedebüt Christina Ebelts. Die Autorin und Regisseurin beschreibt die Situation, sie erklärt nichts – auch nicht zur Vorgeschichte ihrer Figuren. Sie greift damit ein Problem auf, das verbreiteter ist, als man denkt – Wohnungslosigkeit in Deutschland trotz Job. Ebelt, die bereits das Buch zu „Es ist alles in Ordnung“ über häusliche Gewalt schrieb, zeigt, wie schnell auch vermeintlich gut situierte Menschen ohne eigenes Verschulden in eine absolute Notlage geraten können, auf sich allein gestellt sind – und dabei versuchen, ihre Würde zu bewahren. Wie die beiden Hauptfiguren lernen, in der freien Natur zurechtzukommen und zu überleben, ist ebenso anrührend wie erschütternd.

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