„Die Kraft des Mediums TV ist da“

von Redaktion

INTERVIEW ZDF-Intendant Thomas Bellut wappnet das Zweite für die Zukunft

Wie hoch der Rundfunkbeitrag ab 2021 sein wird, ist noch unklar. ZDF-Intendant Thomas Bellut spricht sich im Interview dafür aus, das Nutzerverhalten auf den unterschiedlichen Plattformen von Streamingdienst bis TV vergleichbarer zu machen.

Was wird Ihnen vom Jahr 2019 positiv in Erinnerung bleiben?

Das lineare Fernsehen ist stark. Die politische Berichterstattung rund um die Wahlen hatte ein erhebliches Echo. Die Europawahl wäre ohne ZDF und ARD – jedenfalls im TV – nicht so beachtet worden. Das ist auch wichtig für die Wahlbeteiligung. Die Kraft des Mediums TV ist noch da – es gibt aber Veränderungen, auf die wir eingehen müssen.

Welche zum Beispiel?

Etwa die finanzstarken globalen Streamingdienste. Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht ein neuer Anbieter auftaucht. Das verändert den Markt, etwa bei den Sportrechten, und das verändert das Verhalten der Nutzer.

Die ARD hat angekündigt, ihre Mediathek zu einem Streaming-Angebot zu entwickeln. Ist das auch der Plan des ZDF?

Die ZDFmediathek ist eine Streaming-Plattform, die wir ständig weiterentwickeln. Die zeitversetzte Nutzung nimmt mobil und über HBB-TV zu. Ein einziger Knopfdruck ermöglicht den Zugang in die digitale Mediathek-Welt aller Sender. Das verändert das Geschäft. Die andere neue Welt sind die globalen VoD-Plattformen (Video-on-Demand). Da wissen wir aber nicht, wie die Nutzung im Vergleich zum TV aussieht.

Ärgert es Sie, dass Sie keinen oder wenig Zugang zu den Daten solcher Streamingdienste bekommen?

In der AGF Videoforschung, das ist eine Arbeitsgemeinschaft, die den Konsum von Bewegtbildinhalten analysiert, sind neben den öffentlich-rechtlichen und den Privatsendern weitere relevante Marktteilnehmer zusammengeschlossen. Sky seit einigen Jahren. Mit Google/Youtube gibt es Gespräche und auch mit der Telekom. Abschottung ist auf Dauer keine Lösung. Ich finde, auch Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime Video sollten sich messen lassen. Es wäre für alle gut, wenn es eine Vergleichbarkeit bei der Videonutzung gäbe. Auch die werbetreibende Wirtschaft hat ein Interesse daran.

Ein neuer Rundfunkbeitrag ist in der Diskussion. Die zuständige Kommission KEF hat als Entwurf 18,36 Euro genannt. Welchen Rundfunkbeitrag wünschen Sie sich?

Die jetzt bekannt gewordene Empfehlung ist immerhin eine Verbesserung. Auch wenn unsere Wünsche nicht ganz in Erfüllung gegangen sind. Die Preissteigerungen der nächsten Jahre werden wir nicht wiederbekommen. Ich habe immer gesagt: Ich fühle mich von der KEF fair behandelt in den vergangenen Jahren – streng, aber fair.

Bei der ARD wird es weiter einen Sparkurs geben. Ist das auch beim ZDF so?

Wir müssen sparen, um Preissteigerungen aufzufangen. Etwa 800 Millionen Euro fließen jedes Jahr an externe Produzenten. Auch da gibt es Lohnerhöhungen und andere branchenspezifische Steigerungen. Die können wir nicht direkt aus der Beitragssteigerung finanzieren. Das heißt, wir werden in bestimmten Bereichen des Programms, aber doch sparen müssen. Das Publikum wird das nicht im Kern des Abendprogramms, aber an anderen Stellen spüren.

Das Gespräch führten Anna Ringle und Ira Schaible.

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