Es war der Überraschungserfolg des vergangenen Jahres – die BR-Serie „Hindafing“, die wunderbar bayerisch, bissig und böse aus dem Leben eines korrupten, koksenden Dorfbürgermeisters „irgendwo zwischen Ingolstadt und der tschechischen Grenze“ erzählt. Die erste Staffel wurde mit Preisen überhäuft, jetzt gibt’s Nachschub. Sechs neue Folgen laufen ab heute jeweils dienstags im Doppelpack ab 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen. In der Hauptrolle des Alfons Zischl ist Maximilian Brückner zu sehen.
Wie sehr haben Sie sich gefreut, dass es eine zweite Staffel gibt? Das ist ja keine Selbstverständlichkeit.
Ich war ehrlich gesagt hin- und hergerissen. Einerseits habe ich mich wahnsinnig gefreut. Aber ich hatte auch Angst davor, die Geschichte weiterzuerzählen.
Warum Angst?
Unsere erste Staffel hat so viele gute Kritiken bekommen. Und wenn man dann weiß, dass es weitergeht, möchte man natürlich nicht faul sein und sich auf dem ausruhen, was schon da ist. Deswegen haben wir uns wahnsinnig reingehängt.
Nun ist Ihr Alfons Zischl nicht mehr Bürgermeister von Hindafing, sondern Landtagsabgeordneter in München. Ist das eigentlich ein Auf- oder ein Abstieg?
Alfons Zischl würde die Frage vermutlich mit einem klaren „Natürlich ist das ein Aufstieg!“ beantworten. Er denkt, er ist jetzt der König in der Stadt. Und die Erkenntnis, dass er genau das nicht ist, ist für einen wie ihn natürlich sehr hart.
Und wie würden Sie persönlich das beurteilen?
Mir war es vor allem wichtig, dass sich die Figur Alfons Zischl verändert. Wir wollten in der neuen Staffel zeigen, was Macht mit Menschen macht. Wie Politik die Menschen verändert. Man ist heute ja schnell dabei, auf Politiker zu schimpfen. Aber es ist ein harter Job, ich möchte ihn nicht machen. Und er geht nicht spurlos an denen vorbei, die ihn machen.
Wie schon bei der ersten Staffel fragt man sich ständig, ob das noch Satire ist oder schon Wirklichkeit.
Ja, das ist die Frage. Und ich muss sagen: Gerade wenn man die aktuelle Weltpolitik anschaut, wenn wir schauen, von wem Länder regiert werden, dann ist es wirklich nicht mehr lustig. Da rutscht dann auch eine Serie wie „Hindafing“ ganz schnell von der Satire in ein Doku-Drama. Politiker wie Trump oder Boris Johnson sind eigentlich nicht mehr zu persiflieren.
Gibt es noch Stoff für eine dritte Staffel „Hindafing“?
Es gibt Überlegungen, klar. Aber neue Geschichten brauchen Zeit und Geld. Ich bin dem BR ja schon sehr dankbar, dass wir „Hindafing“ überhaupt machen durften. So eine Serie wäre in anderen europäischen Ländern überhaupt nicht möglich.
Weil zu kritisch der eigenen Politik gegenüber?
Ja. Ich bin froh in einem Land zu leben, in dem wir Politiker aufs Korn nehmen können, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hätte.
Ganz im Gegenteil, „Hindafing“ wird mit Preisen überhäuft.
Was toll ist. Und für uns Filmschaffende sehr wertvoll. Ich denke aber auch, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen weiterentwickeln und öffnen mussten, weil Netflix oder Amazon Prime einfach so viele gute Sachen geliefert haben. Wenn man da mithalten will, muss man sich einfach mehr trauen.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.