„Das ist ein Riesenchaos“

von Redaktion

INTERVIEW Inez Bjørg David über Patchworkbeziehungen und die neue ARD-Serie „Bonusfamilie“

Schon rund jede siebte Familie in Deutschland ist eine sogenannte Patchworkfamilie – das heißt, mindestens ein Elternteil hat mindestens ein Kind aus einer früheren Beziehung in die neue Familie eingebracht. Die ARD greift in der dreiteiligen Serie „Bonusfamilie“, die heute um 20.15 Uhr startet, diese Form des Zusammenlebens auf. Lisa (Inez Bjørg David) und Patrick (Lucas Prisor) sind frisch verliebt. Das

vroblem: Beide haben bereits Kinder, die nun in der neu zusammengesetzten Familie erst einmal zusammenfinden müssen. Wir sprachen mit der dänischen Schauspielerin Inez Bjørg David (37).

Das Thema Patchwork haben Serienautoren schon längst entdeckt. Was macht den Reiz von „Bonusfamilie“ aus?

Für mich war die „Bonusfamilie“ sehr reizvoll, weil ganz viele Figuren untereinander Beziehungen haben. Ein großes Chaos.

Sie leben getrennt vom Vater Ihrer beiden Kinder, kennen „Bonusfamilien“ also auch selbst?

Eine Bonusfamilie ist es eigentlich erst, wenn andere Personen dazukommen. Aber klar, einen Teil der Problematik kennt jeder, der getrennt ist: Dass man sich anders absprechen muss, dass man nicht alles einfach so planen kann, wie man es sonst innerhalb der Familie getan hätte.

„Bonusfamilie“ klingt sehr positiv.

In Dänemark heißt es tatsächlich so, ich bin mit dem Begriff aufgewachsen. Dass „Bonus“ explizit positiv ist, ist schön. Ich finde auch „Patchwork“ gut – ein großer Teppich, der von vielen Menschen zusammengestellt wird.

Sehen Sie das Familienmodell als Bonus, als Gewinn?

Niemand bekommt zusammen Kinder, um sich zu trennen. Natürlich ist es eine schwierige Situation. Und wenn neue Leute dazukommen, ist das ein Riesenchaos. Aber klar könnte es eine Chance sein, dass die Kinder noch mehr Geschwister haben, die sie mögen. Und dass sich mehr Erwachsene zusammenfinden, die sich um die Kinder kümmern.

Ist Vater-Mutter-Kind also überholt?

Nein, das kann man nicht sagen. Ich hätte auch lieber meine Kinder bekommen und wir, mein Mann und ich, wären bis ans Ende meines Lebens eine glückliche Familie gewesen. Aber so ist es eben nicht gekommen. Ich glaube, wir sind alle davon weg, dass man sagt, man muss es aushalten und für den Rest seines Lebens unglücklich sein. Da hat keiner was davon. Die Kinder auch nicht. Es ist gut, dass es heute nicht so stigmatisiert ist, wenn man sich trennt. Man weiß, dass die Trennungsrate steigt, wenn Mann und Frau gleichermaßen für sich sorgen können und arbeiten gehen. Das heißt aber nicht, dass sie – früher – in Haushalten mit einem Verdiener glücklicher waren. Die Frauen, die ja meistens nicht gearbeitet haben, konnten sich gar nicht trennen. Weil sie nicht für sich sorgen konnten oder Angst davor hatten.

In der ersten Folge, als die Kinder bei den Ex-Partnern sind, stellt Patrick fest: „Eine Woche nur was wir wollen, keine Verantwortung.“ Auch mal ganz schön, oder?

Man sucht sich das Gute in der Situation. Erst wenn Kinder da sind, versteht man, wie wenig Verantwortung und wie viel Zeit man vorher hatte. Wenn man vor der Arbeit nicht waschen, Brote schmieren, die Kinder wecken und in die Schule schicken muss. Auf der anderen Seite sind das keine Sachen, die mein Leben wahnsinnig belasten.

Wie nutzen Sie die Zeit, die Sie alleine haben?

Ich arbeite sehr viel – wenn die Kinder nicht da sind umso mehr. Ansonsten mache ich ganz normal den Haushalt weiter. Ich war nie ein Mensch, der gerne Party gemacht hat. Ich schlafe dann lieber oder gehe furchtbar lange in die Badewanne.

Das Gespräch führte Elena Siegl.

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