Ministerzimmer im Bayerischen Hof. Klingt vornehm, ist es auch, mit seinen grünen Wänden, dem passenden Samtsofa und blitzendem Kristallleuchter. Inmitten dieses Ambientes sitzt Tom Wlaschiha in schwarzen Jeans und T-Shirt, lässig, lächelnd, launig. Anlass für das Treffen ist der Start der zweiten Staffel der Thriller-Serie „Tom Clancy’s Jack Ryan“ auf Amazon Prime am Freitag. Da spielt der 46-Jährige, der als geheimnisvoller Jaqen H’ghar in „Game of Thrones“ die Fans in Aufruhr versetzte, einen raffinierten Auftragskiller.
Max Schenkel heißt Ihre Figur, von der bisher nur bekannt ist, dass es sich um einen „geheimnisvollen Ausländer“ handelt. Erzählen Sie uns ein bisserl mehr?
„Jack Ryan“ ist einfach cool, für mich sogar der bessere James Bond. Die Charaktere sind hier nicht nur Schwarz und Weiß gezeichnet, sie zeigen viele Grautöne. Natürlich gibt es trotzdem den Helden und die Gegenspieler – und einer von denen bin ich. Max Schenkel ist ein Ex-BND-Agent, der irgendwann beschlossen hat, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Er wird vom Präsidenten Venezuelas angeheuert.
Dem Antagonisten.
Richtig. Schenkel wird auf Jack Ryan angesetzt und versucht, in unterschiedlichen Verkleidungen möglichst nah an sein Ziel heranzukommen. Schenkel ist wie ein Chamäleon – das hat mich auch so an dieser Figur gereizt.
Hat Schenkel das Potenzial für eine dritte Staffel?
Na, das kann ich jetzt nicht verraten. (Lacht.) Das wäre ja ein glatter Spoiler.
Nun treffen in der Serie naturgemäß viele undurchsichtige Gestalten aufeinander, es geht um Spionage, Geheimnisse, Bündnisse. Glauben Sie persönlich an Verschwörungstheorien?
Nee. Aber als Unterhaltung finde ich Geschichten spannend, die nicht so geradlinig erzählt sind, und die der Zuschauer nicht sofort durchblickt. Dazu ein entsprechend breites Figurentableau – das ist doch reizvoll.
Sie spielen oft Rollen, in denen Sie undurchsichtige Persönlichkeiten darstellen. Liegen Ihnen solche Charaktere?
Ich spiele solche Charaktere gern, weil sie mich fordern. Und ich hatte in den vergangenen Jahren das Glück, dass mir öfter geheimnisvollere Figuren angeboten wurden.
Sind Sie – geheimnisvoll?
Überhaupt nicht. Ich habe keine Geheimnisse.
Mögen Sie denn Geheimnisse?
Hmm. Ich habe jedenfalls als Kind nicht im Schlafzimmerschrank meiner Eltern nachgeschaut, was ich zu Weihnachten geschenkt bekomme. (Lacht.) Ich denke, es kommt immer drauf an: Wenn man niemanden verletzt, dann – ja – mag ich sie.
In „Jack Ryan“ sprechen Sie neben Englisch auch Spanisch. Und Sie sollen Französisch, Italienisch und Russisch beherrschen. Woher rührt dieses Faible für Sprachen?
Ich erkläre mir das rational mit einer gewissen Musikalität, die ich offenbar besitze. Musik war schon immer ein großes Hobby. Und ich hatte während meiner Kindheit und Jugend in der DDR stark das Gefühl, eingeschlossen zu sein. Sprachen zu lernen, war da ein Fenster in die Welt.
Wurden Sie sprachlich für Jack Ryan gecoacht?
Nein, als Max Schenkel war ein deutscher Akzent ja durchaus erwünscht.
Gibt es eigentlich so etwas wie eine Traumrolle?
Ich bemühe mich um Abwechslung und möchte mich ungern auf ein Genre festlegen lassen, sondern eben wirklich ein Mann mit vielen Gesichtern sein.
Sie spielen auf Jaqen H’ghar an. Waren Sie mit dem Ende von „Game of Throne“ eigentlich zufrieden? Viele Fans haben es kritisiert.
Sagen wir so: Es erschien mir plausibel. (Lacht.) Ohne Frage war Jaqen H’ghar eine Schlüsselfigur für meine Karriere. In ihrer künstlerischen Vielschichtigkeit, aber auch, weil mir „Game of Thrones“ viele neue Angebote beschert hat. Und dafür bin ich dankbar.
Das Gespräch führte Katrin Basaran.