Das Geheimnis guter Schnulzen

von Redaktion

Ab Sonntag zeigt das ZDF sechs neue Filme der beliebten Rosamunde-Pilcher-Reihe

VON ANNE POLLMANN

Viel Grün muss zu sehen sein, dazu das Meer und schlossartige Herrenhäuser. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert spielt die Kulisse bei den Rosamunde-Pilcher-Filmen eine zentrale Rolle. Beim Zuschauer kommt das an. Was manche als Kitsch kritisieren, hat viele andere Formate überlebt und ist nach wie vor ein Quotengarant. An diesem Sonntag (20.15 Uhr) starten im ZDF sechs neue Filme nach Vorlagen der in diesem Frühjahr verstorbenen britischen Schriftstellerin. Der erste heißt „Pralinen zum Frühstück“ und handelt von einer Fernsehmoderatorin, die sich auf die Suche nach dem Eigentümer eines geheimnisvollen Koffers macht.

Produzent Michael Smeaton sicherte sich früh die Rechte an den Büchern und Kurzgeschichten der britischen Bestsellerautorin. Im Jahr 1993 wurde die erste Produktion ausgestrahlt, im Mai lief die 150. „Märchenhafte Liebesgeschichten“ nennt Smeaton die Filme, in denen manche Zutaten nicht vorkommen – Zigaretten und Sex zum Beispiel. Denn die Plots sind nicht frei von tradierten Mustern. Die Charaktere sind zumeist weiß, heterosexuell – und dem Ehepartner treu. Wird davon abgewichen, gibt es auch schon einmal Protest, erzählt Smeaton, der ganz genau weiß: „Wo Pilcher draufsteht, muss auch Pilcher drin sein.“

Zu den Tabubrüchen zählt zum Beispiel „Lizenz zum Seitensprung“. Darin erlauben zwei Partner einander, fremd zu gehen. Viele Fans fanden das gar nicht gut. Die erste schwule Geschichte habe aber keinen größeren Shitstorm ausgelöst, sagt Smeaton. Anfang dieses Jahres war das, nach mehr als 100 Filmen, die sich um heterosexuelle Liebesbeziehungen drehen.

Die Medienwissenschaftlerin Elizabeth Prommer von der Universität Rostock hat sich in einer Studie mit der Geschlechterdarstellung im deutschen Fernsehen beschäftigt. Rosamunde Pilcher zeige kaum eine andere Form der Partnerschaft als zwischen Männern und Frauen. Doch Prommer findet auch lobende Worte. Es seien überdurchschnittlich viele Frauen „jenseits der 50“ zu sehen. Eine Altersgruppe, die im deutschen Fernsehen sonst weniger sichtbar sei.

„Ü-60 und überwiegend weiblich“ sei der Großteil der Zuschauer, sagt Produzent Smeaton. „Sie wollen dieses traditionelle Bild“. Sie machen auch den Erfolg des Formats aus. Für die Folgen schalten regelmäßig drei bis fünf Millionen Zuschauer ein. „Einen großen Beitrag zur Unterhaltung der Menschen, im positiven Sinne“ nennt Smeaton das. Inhaltlich erwartet der Produzent auch in den kommenden Jahren Kontinuität. Allerdings könnten Dramaturgie und ilmische Erzählweise noch besser werden. Außerdem wünscht sich Smeaton prominentere Schauspieler. Es gebe noch immer viele, die sich genierten, in einem Pilcher-Film mitzuspielen.

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