Endlich Zeit fürs Nixtun

von Redaktion

Schauspieler Elmar Wepper wird 75 und ist dankbar – wofür, verrät er im Interview

Angeblich werden die Wepper-Brüder häufig miteinander verwechselt. Vielleicht, weil sie beide Schauspieler sind. Ansonsten kann man sie leicht auseinanderhalten: Fritz, der Ältere, hat neben seiner Karriere immer wieder Kapriolen in den Klatschspalten geschlagen, während der vier Jahre jüngere Elmar skandalfrei durchs Leben geschlendert ist. „Dafür hat meine Mutter gesorgt“, lacht Elmar Wepper. „Der Fritz hatte schon als Teenager besondere Freiheiten. Nur auf meine Aktivitäten hat sie ein kritisches Auge geworfen.“ Dem Verhältnis der beiden Brüder hat’s nicht geschadet, wie Elmar Wepper bei unserem Treffen im Münchner Literaturhaus versichert. Am Dienstag feiert der Fernseh- und Kinostar seinen 75. Geburtstag, ganz entspannt mit Ehefrau Anita an der Algarve in Portugal.

Genießen Sie es, Geburtstagskind zu sein?

Aber natürlich! Ich habe alle meine Geburtstage – die runden und halbrunden – im großen Kreis mit Familie und Freunden gefeiert.Das macht mir Spaß. So ein Geburtstag löst in mir keine Krise aus, auch wenn ich weiß, dass man mit 75 langsam auf die Zielgerade einbiegt.

Der Endspurt macht Ihnen keine Angst?

Nein, ich fühle mich fit und achte auf meine Ernährung. Ich hab meinen Sport, das Golfen und Fliegenfischen, außerdem eine wunderbare Frau und einen tollen Hund. Ich gehe viel spazieren, arbeite im Garten, koche und esse leidenschaftlich gern, verbringe Zeit mit der Familie…

Stop! Wo bleibt denn da die Schauspielerei?

Stimmt (Lacht). Ich habe wirklich schon beizeiten angefangen, mich beruflich etwas zurückzunehmen.

Und dennoch haben Sie vor zehn Jahren mit „Kirschblüten, Hanami“ noch einmal einen richtigen Karriereschub erlebt.

Ungeplant. Das ist mir einfach so passiert. Die Regisseurin Doris Dörrie hat mich zwei Jahre vor „Kirschblüten“ für eine kleine Rolle in „Der Fischer und seine Frau“ besetzt. Hätte ich den Film nicht gemacht, wäre ich vermutlich auch nicht in „Kirschblüten“ gelandet, und später nicht in „Dreiviertelmond“. Es sind diese kleinen Weichen in unserem Leben, die vieles verändern können.

Brauchen Sie die Arbeit für Ihr persönliches Glück?

Nein. Im Alter spüre ich immer mehr, dass Zeit etwas sehr Kostbares ist. Und manchmal bekomme ich ein Drehbuch oder eine Rolle angeboten, die mir ganz gut gefällt, aber wenn es mir gerade nicht ins Lebenskonzept passt, dann sage ich das ab.

Was passt denn gut in Ihr Lebenskonzept?

Da gibt es viele Dinge wie spazieren gehen oder im Garten rumwuseln. Aber oft tu ich auch einfach gar nichts.

Gar nichts?

Ja, ich langweile mich nicht so schnell und empfinde lange Pausen zwischen zwei Filmen als wunderbar. Weil fürs Nixtun braucht man ja Zeit. Dann sitze ich manchmal nur im Garten und denke nach. Ich bin glücklicherweise kein Getriebener.

Das Gespräch führte Astrid Kistner.

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