Wenn Mädchen sich „aus Liebe“ verkaufen

von Redaktion

Ein „Aktenzeichen: XY – spezial“ widmet sich den sogenannten Loverboys und ihren Opfern

VON RUDOLF OGIERMANN

Sie sprechen ihre Opfer vor Schulen an, vor Schnellrestaurants oder – zunehmend – über Soziale Netzwerke. Sie machen ihnen schöne Augen und teure Geschenke, schwören ihnen ewige Liebe – und schicken sie am Ende auf den Strich. Denn nur so, behaupten sie, könnten sie ihre Schulden zurückzahlen. Sogenannte Loverboys und ihre oft minderjährigen Opfer stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausgabe von „Aktenzeichen: XY – spezial“, zu sehen heute um 20.15 Uhr im ZDF.

Laut Statistik des Bundeskriminalamts gibt es hierzulande jährlich mehrere hundert angezeigte Fälle von „Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung“, wie dieses Delikt offiziell heißt. Fälle wie den der heute 29-jährigen Sandra Norak (Name geändert), die in der Sendung zu Gast ist und über ihren Leidensweg berichtet. Auch sie fiel als Schülerin auf einen Loverboy herein, prostituierte sich in verschiedenen Bordellen im süddeutschen Raum. Auch in ihrem Fall fing alles damit an, dass sie aus Liebe zu ihrem Freund anschaffen gehen sollte. Das sei die einzige Chance, ihn „zu retten“. Erst nach sechs Jahren schaffte sie den Absprung, heute studiert sie Jura und engagiert sich aktiv gegen Prostitution. „Ich habe am eigenen Leib erlebt, was diese Art von Dienstleistung in einem Menschen auslöst“, sagt sie.

Gäste von Moderator Rudi Cerne sind auch die Ex-Polizistin Bärbel Kannemann und die Psychologin Ingeborg Kraus. „Die Masche funktioniert über emotionale Abhängigkeit“, so Kannemann: „Der Loverboy drängt sich Schritt für Schritt zwischen das Mädchen und dessen soziales Umfeld. Die Bindung an ihn wird immer enger, während Freundschaften und Kontakte zur Familie nach und nach zerbrechen.“ Am Ende glaubten die Opfer, ihr neuer Freund sei der Einzige, der sie versteht. Keineswegs nur Mädchen aus prekären familiären Verhältnissen seien gefährdet, sagt die Ex-Polizistin, sondern auch solche „aus gutem Haus“. Seit mehreren Jahren hält Kannemann Vorträge an Schulen. An fast jeder hätten sich hinterher Opfer gemeldet. Die Jüngsten seien gerade einmal zwölf Jahre alt gewesen.

Den beiden Expertinnen und Sandra Norak ist es wichtig, in der Sendung Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten, Betroffenen und deren Eltern Tipps zu geben. „Mir geht es darum aufzuzeigen, was die ,Arbeit‘ als Prostituierte bedeutet“, sagt Norak, „was sie in den Betroffenen anrichtet und warum unsere liberale Gesetzgebung zur Prostitution der falsche Weg ist“.

Weitere Themen

dieser „Aktenzeichen“-Ausgabe, die den Untertitel „Vorsicht, Betrug!“ trägt, sind Abzocke bei Pauschalreisen sowie Betrug im Zusammenhang mit Gold und Bitcoins.

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