Noch immer Durst auf Wissen

von Redaktion

Aiman Abdallah feiert mit seiner ProSieben-Sendung „Galileo“ 20. Geburtstag

VON CARSTEN RAVE UND RUDOLF OGIERMANN

Vor gut 20 Jahren war Aiman Abdallah noch ein relativ unbekannter Mensch im Privatfernsehen. Er hatte ein paar Jahre in der Nachrichten-Nische bei n-tv gearbeitet und für den Abonnentenkanal Premiere. Doch dann änderte sich sein Leben: Für ProSieben sollte der damals 33-jährige Fernsehmoderator durch das neue Magazin „Galileo“ führen – es war, so beschreibt es Abdallah heute, „wie der Anruf aus Hollywood“, der sein Leben schlagartig veränderte.

Am 30. November 1998 ging das Magazin auf Sendung. „Ich habe damals gedacht: Alles, was über sechs Monate Sendedauer hinausgeht, liegt für mich im Plus“, sagt Abdallah. Inzwischen hat die Sendung 40 Mal sechs Monate hinter sich gebracht, und ein Ende ist auch nach 20 Jahren nicht abzusehen, weil „Galileo“ neben dem Boulevardmagazin „taff“ zu den stabilsten Faktoren des Senders ProSieben gehört, der ansonsten in den vergangenen 20 Jahren sukzessiv Marktanteile abgeben musste.

Dabei ist „Galileo“ nicht das einzige Format dieser Art im deutschen Fernsehen. „Wissen vor acht“ (ARD) behandelt seit 2008 täglich um 19.45 Uhr ein spezielles Thema in nur knapp zwei Minuten. Ebenfalls seit 2008 läuft „Leschs Kosmos“. Der Nachfolger des ZDF-Wissensmagazins „Abenteuer Forschung“, das 1964 gestartet war. Einmal monatlich dienstags um 22.45 Uhr behandelt Lesch eine wissenschaftliche Frage in allen Facetten. Erst seit Anfang dieses Jahres ist das halbstündige Format „Gut zu wissen“ im Bayerischen Fernsehen samstags um 19 Uhr zu sehen. Willi Weitzel hat bei seinen Beiträgen immer auch den konkreten Alltagsbezug im Blick.

Als Abdallah mit „Galileo“ loslegte, war die Skepsis groß. „Damals hat sich vielfach die Glaubwürdigkeitsfrage gestellt: Kann ein Wissensmagazin im Privatfernsehen überhaupt funktionieren? Die Antwort lautete: ja, kann es.“

So ganz ohne Störfeuer lief der Betrieb in den vergangenen Jahren jedoch nicht ab. Kritiker hielten der Sendung eine verdächtige Nähe zu den ProSieben-Werbekunden vor. Immer wieder würden Produkte unter die Lupe genommen, die auch in den Werbepausen angepriesen werden. Abdallah: „Wir zeigen den Umgang mit Produkten, die die Menschen im Alltag benutzen – und das hat mit Werbung nichts zu tun.“ Die Redaktion sichere sich in dieser Frage stets bei der Rechtsabteilung ab.

Ist Wissensvermittlung via TV im Zeitalter der Netzgiganten nicht ein alter Hut? „Nein“, sagt Abdallah. „,Galileo‘ hat nicht nur viele Zuschauer im Fernsehen, sondern ist selbstverständlich auch auf allen digitalen Kanälen unterwegs. Manche unserer Zuschauer schauen uns auf Youtube, andere auf www.galileo.tv. Außerdem ist nicht zu unterschätzen, dass es immer noch Sehgewohnheiten gibt. Das kann man schon an den heute 25- bis 30-Jährigen sehen, die mittlerweile auch kleine Kinder haben und uns die Treue im TV halten.“ Es bedürfe schon eines weiteren kompletten Generationswechsels, um das zu ändern.

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