Fingerabdrücke und DNS werden gesammelt, Zeugen befragt und – ganz wichtig – Leichen obduziert. Doch nicht immer war es so einfach wie heute, Spuren an Tatorten zu lesen. Jahrhundertelang waren brutale Foltermethoden und kuriose Überführungstheorien die erste Wahl, um die Täter zu finden. Im „Tatort“ aus Münster spielt Christine Urspruch an der Seite des launischen Rechtsmediziners Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) die Assistentin Silke Haller. Nun steht sie im Mittelpunkt der zweiteiligen „Terra X“-Doku „Verräterische Spuren – Die Geschichte der Forensik“, die sich um das Thema Gerichtsmedizin dreht.
Für die erste Folge des Zweiteilers „Was Täter entlarvt“ (14. Oktober/19.30 Uhr) begibt sich die Schauspielerin unter anderem ins Berlin der 1920er-Jahre. Nicht nur eine Zeit von Gewalt und Verbrechen – sondern auch die, in der der Berliner Kommissar und legendäre Ermittler Ernst Gennat alias „Der Dicke vom Alexanderplatz“ das erste „Mordauto“ entwickelt und die erste Verbrecherkartei der Welt einführt.
Dabei springt Urspruch fortlaufend von der fiktiven Welt in die Wirklichkeit und führt den Zuschauer so durch die Geschichte der Forensik. Die Bandbreite der forensischen Disziplinen spiegelt sich in den zahlreichen Experten, die in der Dokumentation zu Wort kommen. Dazu gehören ein Historiker, der die kuriose Theorie der typischen „Verbrechervisage“ geschichtlich einordnet, eine Expertin, die Blutmuster an Tatorten deuten kann, oder ein Pharmakologe, der sich mit Giften auskennt.
Aber nicht nur der Tatort spricht Bände, auch das Opfer. Deshalb dreht sich im zweiten Teil der Doku, „Was Opfer preisgeben“ (21. Oktober/19.30 Uhr), alles um die Toten und darum, was sie den Pathologen verraten. Und wenn man den Experten glaubt, haben die bei der Obduktion viel zu erzählen.
Besonders spannend wird es, wenn entscheidende Brücken zur Neuzeit geschlagen werden. Zum Beispiel als Blutgruppen entdeckt wurden oder Johannes Schreyer im 17. Jahrhundert einen Weg fand, einen Kindstod zu identifizieren – und so die angeklagte Mutter vor der Todesstrafe bewahrte. Entscheidende Durchbrüche der Gerichtsmedizin, die bis heute bei der Arbeit der Forensiker eine Rolle spielen.
Der Moderatorin gelingt es, die doch nicht gerade leichtgängigen Themen unterhaltsam zu vermitteln.