Warum Bahamas oder Bali? Mit ihren Traumstränden locken die sieben Ostfriesischen Inseln jährlich Millionen Urlauber an. Der Massentourismus ernährt die Insulaner, hat aber auch Schattenseiten, wie die ZDF-Reihe „Inselträume“ zeigt.
Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum wirken wie Drogen: Die Inseln ziehen fast magisch Wiederholungstäter an, die dort immer wieder ihre Ferien verbringen. Dort treffen sie mit knorrigen Ostfriesen zusammen, aber auch mit einer ganz neuen Generation von Insulanern, die vom Tourismus lebt. Für die ZDF-Reportage „Inselträume – Welten im Watt“, die der Sender heute Abend um 22.15 Uhr zeigt, hat Autor Peter Kunz viele Interviews mit Gästen und Gastgebern geführt. Herausgekommen ist ein differenziertes Kurzporträt der sieben Inseln, die in Größe, Lage und Einwohnerzahl doch recht unterschiedlich sind.
Entschleunigung pur verspricht etwa das kleine Juist, wo bei ungünstiger Tide die Fähre häufig im Watt steckenbleibt. Einmal waren es zehn Stunden, erinnert sich der Kapitän. Kleinere Verzögerungen nehmen die Passagiere meist gelassen. Die Droge Ferien wirkt sofort, und der Stress bleibt auf dem Festland zurück. „Auf der Insel verändert sich nie etwas, das ist so schön, das ist so eine Entschleunigung“, verrät ein Urlauberin aus Bayern, die gerade mit ihrer Familie zum 13. Mal Juist besucht. Dort stört es keinen, das Gepäck auf einem Handkarren bis zur Ferienwohnung zu ziehen.
Idyllische Szenen auf Juist, wo morgens die Kutschpferde über die leeren Wege trappeln, rasante Aufnahmen von Kitesurfern, die zu meterhohen Sprüngen in der Nordsee ansetzen, Eltern mit glücklichen Kindern am Badestrand – die Reportage spart nicht mit einladenden Bildern, die aus einem Werbespot stammen könnten. Doch da sind immer wieder die Menschen, die aus unterschiedlichen Perspektiven über ihr Insel-Leben berichten.
Auf allen Inseln, aber besonders auf Juist und der großen Nachbarinsel Norderney mit seinem mondänen Staatsbad, sind jedoch auch die Kehrseiten des Tourismus spürbar. Die Immobilienpreise schießen in die Höhe und übersteigen sogar das Niveau von Sylt. Bis zu 20 000 Euro pro Quadratmeter kostet eine Eigentumswohnung in einem Norderneyer Plattenbau mit Meeresblick. Die Gentrifizierung ist hier längst angekommen. Spätestens beim Traum vom dauerhaften Wohnen im Urlaubsparadies enden die „Inselträume“.