Dieses Ereignis sollte in die bundesrepublikanische Geschichte eingehen als der Sündenfall der Medien. Nie zuvor hatten sich Journalisten mit dem Gegenstand ihrer Berichterstattung so gemein gemacht wie beim Geiseldrama von Gladbeck vom 16. bis zum 18. August 1988. Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, zwei zu allem entschlossene Desperados, suchten bei ihrer zweitägigen Irrfahrt durch Nordwestdeutschland die Öffentlichkeit – und fanden Reporter, die für eine gute Story jegliche Distanz zu den beiden Geiselgangstern aufgaben, die, um möglichst nah dran sein zu können, die Polizeiarbeit massiv behinderten. Am Ende waren drei Menschen tot – der 15-jährige Emanuele De Giorgi, die 18-jährige Silke Bischoff und ein niederländischer Polizist.
Kilian Riedhofs Zweiteiler „Gladbeck“, erstausgestrahlt am 7. und 8. März dieses Jahres in der ARD, ist aber auch das Protokoll eines Behördenversagens, es zeigt, dass die Einsatzleitungen vom Anfang bis Ende überfordert waren. Als Abrechnung mit Medien und Polizei will der Regisseur sein Werk dennoch nicht verstanden wissen: „Es ging mir nicht um Beurteilung, sondern um Erfahrbarkeit.“
Riedhof setzte auf größtmögliche Authentizität, drehte viele Szenen an den Originalschauplätzen. Um die Fiktion optimal mit der Realität in Deckung zu bringen, „hatten wir beim Drehen immer Tablets dabei, auf denen wir uns die Originalszenen anschauten“. Das Ergebnis spricht für sich.
Darsteller: Alexander Scheer, Sascha Alexander Gersak, Zsa Zsa Inci Bürkle.
Unser Fernsehtipp der Woche
Arte, Donnerstag, 19. Juli, und Donnerstag, 26. Juli, jeweils um 20.15 Uhr
An dieser Stelle geben immer montags Mitarbeiter unserer Zeitung einen TV-, Radio- oder Streamingtipp der Woche – jenseits der Klassiker.