Porträt

„Ich wollte nicht irgendjemand sein“

von Redaktion

Der Kulturkanal Arte zeigt in Erinnerung an George Michael den Film „Freedom“, in dem der Sänger selbst als Erzähler seines Lebens auftritt

Von Klaus Braeuer

Im vergangenen Jahr sind viele prominente Musiker verstorben, darunter auch David Bowie, Leonard Cohen und Prince. George Michael – eigentlich Georgias Kyriacos Panayiotou – starb überraschend am 25. Dezember 2016, mit gerade 53 Jahren an einem Herzleiden. In der Dokumentation „Freedom – George Michael“, die heute um 21.45 Uhr auf Arte zu sehen ist, tritt er selbst als Erzähler auf und berichtet über seine eindrucksvolle Karriere.

Gleich zu Beginn erzählt Kate Moss, wie sehr sie die Nachricht vom Tode von George Michael vor einem Jahr getroffen hat. Nur wenige Tage zuvor hatte er die Arbeiten an diesem Film abgeschlossen, an dem er gemeinsam mit David Austin als Produzent und Regisseur gewirkt hat. Und in dem Stars wie Tony Bennett, Naomi Campbell, James Corden, Cindy Crawford, Jean Paul Gaultier, Liam Gallagher, Elton John und Stevie Wonder auftreten und davon berichten, wie sie ihn erlebt haben. Sie alle sitzen – hübscher Einfall – vor einem Plattenspieler und lauschen seiner Musik, zumeist ziemlich ergriffen.

Es gibt viele Musik- und Konzertausschnitte zu sehen, aber auch politisch eingefärbte Archivaufnahmen und Rückblicke bis hin zur Ära Margaret Thatcher. Im Jahr 1981 hatte Michael gemeinsam mit Andrew Ridgeley die Band Wham! gegründet, mit Hits wie „Wake me up before you go-go“, „I’m your man“, „Careless Whisper“ und „Last Christmas“, das derzeit wieder an jeder Ecke zu hören ist. Der Künstler hat über 100 Millionen Tonträger verkauft und wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet. Er hat zahlreiche Duette gesungen, mit Aretha Franklin, Ray Charles, Elton John, Whitney Houston, Paul McCartney und Queen.

Der Film ist unterhaltsam, stellenweise auch berührend – etwa dann, wenn ein Brief von Frank Sinatra (1990) eingeblendet wird, der schrieb, dass Michael nicht aufgeben und sein Talent nicht verschwenden solle: „Swing, man!“. George Michael hat sich und sein Leben jahrelang selbst gefilmt. So gelangt der Zuschauer zu der Erkenntnis, dass der Erfolg teuer erkauft ist – mit gesundheitlichen Problemen, Drogenkonsum und wenig Privatleben. Seine persönlichen Verluste wie der Krebstod der geliebten Mutter im Jahr 1997 und der Tod seines Partners Anselmo Feleppa, der 1993 mit 37 Jahren an Aids starb, finden breiten Raum – davon erholt hat er sich wohl nie.

Kritik wird hier kaum laut, schon gar nicht von den vielen Kollegen, die als Künstler wohl selbst einige rote Linien überschritten haben dürften. Immerhin wird sein Rechtsstreit mit seiner Plattenfirma Sony ausführlich thematisiert, bei dem er schließlich unterlag, was ihn sehr mitgenommen hat. Mit dem Rücken zum Zuschauer an einer altmodischen Schreibmaschine sitzend, berichtet George Michael auch davon, und wie er sich innerhalb eines Jahres gleich mehrfach selbst befreit hat – im Herbst 1987 mit seinem ersten Soloauftritt und mit seinem ersten Soloalbum mit dem Titel „Faith“. Und im Frühjahr 1988 mit seinem öffentlichen Coming Out als schwuler Mann, das allerdings dadurch zustande kam, dass er auf einer öffentlichen Toilette in Los Angeles von einem Polizisten in Zivil wegen „unsittlichen Verhaltens“ verhaftet worden war.

Er spricht in seinem sehr persönlichen und intimen Film darüber ebenso offen wie über seine Wirkung auf Frauen und Männer, seinen Drang nach Freiheit und seinen Ehrgeiz: „Ich wollte nicht irgendjemand sein, sondern ein Star, der geliebt und respektiert wird.“

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