Eben noch hat der Finanzbeamte Ekki Talkötter (Oliver Korittke) entspannt Frühstückspause gemacht, da wird er auf einmal mit schwierigen Fragen konfrontiert. In der neuen Folge der ZDF-Krimireihe „Wilsberg“ an diesem Samstag um 20.15 Uhr bietet ein Unbekannter dem Finanzamt in Münster eine CD mit Daten von Steuersündern an. Angeblich soll auf dem Datenträger die Crème de la Crème der Münsteraner Society zu finden sein. Ekki soll die Echtheit der Daten überprüfen. Der Unbekannte will zwei Millionen Euro dafür. Und schnell sieht Ekki sich mit grundsätzlichen Problemen konfrontiert. Darf die Stadt solche Informationen überhaupt kaufen oder unterstützt sie damit Kriminelle?
In „Münster Leaks“ dreht sich alles ums Thema Steuergerechtigkeit. So sieht es zunächst zumindest aus. Als das Gerücht von der Steuersünder-CD in der Stadt die Runde macht, zeigt sich unmittelbar darauf ein Unternehmer bei Ekki selbst an. Doch ehe der ihn vernehmen kann, ist der Mann tot. Währenddessen hat Privatdetektiv Wilsberg (Leonard Lansink) ganz andere Sorgen. Kommissarin Springer (Rita Russek) braucht einen Praktikumsplatz für ihre Patentochter Merle (Janina Fautz). Und ehe Wilsberg sich versieht, ist die aufmüpfige Teenagerin bei ihm im Antiquariat als Hospitantin einquartiert.
Nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Paradise Papers behandelt „Wilsberg“ ein brisantes Thema. Die zeitliche Nähe des Krimis mag Zufall sein – und natürlich ist die Geschichte im Krimi etwas anders. Während es dort vor allem um legale Steuerschlupflöcher geht, handelt es sich bei „Wilsberg“ um eindeutig illegale Machenschaften.
Die Voraussetzungen wären also da gewesen, aus dem neuen „Wilsberg“ ein Highlight der beliebten Krimiserie zu machen. Aber so ist es am Ende nicht. Die Geschichte, die sich die Drehbuchautoren Markus B. Altmeyer und Britta Burneleit ausgedacht haben, ist so komplex, dass der Zuschauer zwischendurch Probleme hat, zu folgen. Fast scheint es so, als sollten die komplizierten Steuervermeidungsstrategien der Superreichen sich erzählerisch in einem überkomplexen Plot widerspiegeln. Und als wäre das Thema Steuertricks nicht schon groß genug, kommenm noch die menschenverachtenden Praktiken eines münsterländischen Großmetzgers hinzu. Um die losen Enden miteinander zu verknüpfen, gerät dann vieles holzschnittartig und klischeehaft.
Trotz der an manchen Stellen holprigen Geschichte wird der Film für eingefleischte Fans trotzdem zum Genuss – und das liegt an den Charakteren. Es macht wie immer Spaß, Wilsberg, Ekki und Polizist Overbeck (Roland Jankowsky) bei der Arbeit zuzusehen. Und mit der aufgeweckten Patentochter Merle hat die Serie durchaus eine neue Attraktion. Wenn sie Wilsberg vorlaut Vorwürfe macht und von ihm forsch Bezahlung fordert, hat der Film Witz – und das Zuschauen macht richtig Spaß.