München – Es war alles fast zu schön, um wahr zu sein. Mal im Vorbeigehen Chelsea in dessen eigenem Wohnzimmer mit 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League vermöbelt. In der Bundesliga ohnehin seit Wochen wieder Spitzenreiter – alles eitel Sonnenschein an der Säbener Straße, bis am Mittwochabend plötzlich dunkle Gewitterwolken aufzogen.
Die Rede ist natürlich nicht von Sturmtief Bianca, sondern von Sturmausfall Robert. Lewandowski fehlt den Bayern laut Clubangaben „rund vier Wochen“, womit sich dem Cheftrainer Hans-Dieter Flick vor dem Auswärtsspiel in Hoffenheim folgende Frage stellt: Wie einen Mann ersetzen, der 39 von 101 FC Bayern-Toren diese Saison erzielt hat? Flick wollte sich am Freitag auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Alltag – wie in seiner Zunft bisweilen üblich – nicht zu seinen Gedankenspielen äußern, gab gleichwohl aber zu, dass es in seinem Kopf arbeitet: „Es gibt viele Überlegungen“, so der 55-Jährige zur Suche nach dem Lewandowski-Ersatz.
Mit Blick auf vergangene Spiele des Rekordmeisters und die Aufstellungen des Bundestrainers Joachim Löw in der Nationalmannschaft erscheint Serge Gnabry als nahe liegende Option für das Münchner Sturmzentrum. Flick selbst beließ es allerdings bei Gnabry als eine von unterschiedlichen Varianten: „Serge ist eine Option.“
So wie Alleskönner Thomas Müller oder Jungjoker Joshua Zirkzee eben auch. Die Auflösung der Robert-Frage erfolgt demnach am Samstag gegen 14.30 Uhr in Sinsheim, wenn der FC Bayern seine Startelf für das Spiel gegen die Kraichgauer bekannt gibt. Immerhin verriet Flick einen Namen, der definitiv unter den elf Beginnern aufgelistet sein wird: Philippe Coutinho. „Er wird auf jeden Fall spielen“, erklärte Aufsteller Flick und nahm den nach wie vor nicht zu seiner völligen Entfaltung gekommenen brasilianischen Nationalspieler auch in die Pflicht: „Er hat jetzt die Chance, sich in das Spiel zu integrieren. Er macht es sehr gut im Training und ich schätze ihn als Fußballer, aber auch als Mensch. Es ist wichtig, dass er Spiele hat und zeigt, was für eine Qualität er hat. Wir hoffen alle, dass sein Knoten platzt. Jetzt ist der optimale Zeitpunkt dafür.“ Nicht so optimal ist dagegen der Zeitpunkt für Zirkzee, der demnächst wohl im Sinne einer ausreichenden Bankbesetzung auf Spielpraxis bei den Amateuren verzichten dürfte.
Neben dem aktuell verletzten Ivan Perisic und Gnabry ist das 18 Jahre alte Talent schließlich der einzige Spieler, der sich im Sturm auskennt und im Fall der Fälle von der Bank aus als Überraschungsfaktor kommen kann. Flick zu dem vielversprechenden Youngster: „Das Beste für ihn ist, dass er Spielpraxis bekommt. Im Moment brauchen wir ihn aber in unserem Kader. In der Offensive sind wir nicht reich gesegnet, daher ist es wichtig, dass er bei uns dabei ist.“
Und wer weiß, vielleicht fegt demnächst Sturmtief Joshua über die Stadien.