München – Eine Frage wird die Basketballer des FC Bayern doch noch ein Weilchen in die Mailänder Nacht begleitet haben: Welches Ende hätte dieser Euroleague-Abend wohl genommen, wenn Nihad Djedovic sechs Sekunden vor dem Ende ganz einfach die Finger vom Körper von Nemanja Nedovic gelassen hätte? Wahrscheinlich hätte man die Partie bei Olimpia Mailand wenigstens noch in die Verlängerung gebracht. Aber Djedovic packte zu, der serbische Spielmacher versenkte einen Freiwurf zum 79:78 – besiegelt war die 15. Niederlage im laufenden Wettbewerb.
Und plötzlich war wieder ganz weit weg, dass dieser Abend lange ein ziemlich vielversprechender war. Zumindest Trainer Oliver Kostic konnte der Sache trotzdem sein Gutes abgewinnen. „Ich bin stolz auf mein Team, wie wir heute lange gespielt haben“, sagte er, „wenn wir daraus lernen, wird der Sieg kommen, den wir heute lange in der Hand hatten.“
In der Tat: Auch wenn es sich nach drei Wochen in der Verantwortung noch nicht in seiner puren Bilanz niederschlägt (zwei Siege aus sieben Partien), so hat Kostic das Bayern-Spiel sichtbar auf ein neues Niveau gehoben. Allem voran: Die Bayern spielen defensiv kompakter. 104 Punkte bei Anadolu Istanbul, 98 gegen Kaunas, 93 Zähler in Belgrad – unter Dejan Radonjic war in Europa oft Tag des offenen Korbes, Zuletzt hielten die Münchner Tel Aviv bei 68 Punkten, gegen Mailand verhagelte erst das 12:26 verlorene Schlussviertel die lange Zeit starke Bilanz. Am Sonntag (15 Uhr) kann man das auf nationaler Ebene vertiefen. Mit Würzburg (ist dann eine der offensivstärksten Mannschaften der BBL im Audi Dome zu Gast.
Und nach vorne? Drücken die Münchner nun aufs Tempo, wo es geht. Heraus springt nicht nur der ein oder andere einfache Punkt. Die Bayern erspielen sich auch bessere Optionen. Man wirft vielleicht nicht unbedingt viel öfter auf den gegnerischen Korb. Aber die Wurfgelegenheiten werden besser. Alex King etwa durfte sich in Mailand in Halbzeit eins dreimal ziemlich frei aus der Distanz versuchen – dreimal flutschte der Ball durch die Reuse.
Nihad Djedovic freilich erging es weniger gut. Der Matchwinner aus der Partie gegen Maccabi Tel Aviv war in Mailand zwar mit 12 Punkten drittbester Münchner Scorer. Aus der Distanz aber setzte der Deutsch-Bosnier alle sieben Versuche am Ziel vorbei. Ein Treffer hätte geeicht und die Last des Auswärtsfluchs wäre für die Bayern abgestreift gewesen.
Das größte Problem freilich ist: Noch bringen die Bayern die deutlich aufgebesserte Form nicht über die volle Matchdistanz auf die Platte. In Mailand reichte ein taktischer Schachzug von Trainerguru Ettore Messina, um das Ensemble um den starken Danilo Barthel (18 Punkte) nach einem 60:40 noch aus dem Tritt zu bringen. Mailands Coach stellte auf ein kleines, quirliges Ensemble um – dagegen fiel auch Kostic nicht viel ein. Sodass am Ende eben doch wieder Wunden lecken angesagt war. So wie bei Greg Monroe: „Das war hart.“