München – Michael Köllner lässt nichts aus, wenn es um den Sport geht. Jüngstes Beispiel: Am Donnerstagabend holte sich der Trainer des TSV 1860 Inspirationen beim Eishockey, sah den 5:4-Overtime-Sieg des EHC München gegen die Augsburger Panther. Köllners spezielles Schmankerl: „Ich bin zwei Drittel lang neben Hans Zach gesessen und hab mir Tipps fürs Zweikampfverhalten geben lassen. Leider gibt’s bei uns keine Bandenchecks…“
Was den Münchner Eishacklern der Abeltshauser Konny, 27, ist den Giesinger Fußballern ihr Sascha Mölders. Knapp acht Jahre älter zwar, aber als Anführer und Spielentscheider immer noch – und mehr denn je – unverzichtbar. Mit elf Saisontoren und acht Vorlagen liegt Mölders hinter Deniz Undav (SV Meppen, 12/10) und Moritz Stoppelkamp (MSV Duisburg, 13/7) auf Rang drei der Drittliga-Scorerliste – eine Bilanz, die am Sonntag in Zwickau weiter ausgebaut werden soll.
Dort wird Methusalem Mölders seinem rotgewandeten Pendant begegnen: Ronny König, 36 Jahre alt, und mit insgesamt 43 FSV-Toren in den letzten vier Jahren eine der Säulen des Zwickauer Erfolgs. „König verkörpert das Zwickauer Spiel“, sagt Köllner. „Er geht voran und ist unangenehm zu verteidigen, weil du da ständig im Infight bist.“ Ein Typ wie Mölders eben. Einer der den Verteidigerkontakt sucht wie der Westkurvenfan seine Halbzeit-Halbe: vehement, beharrlich – und fast immer erfolgreich. Köllner weiß: „Du brauchst diese erfahrenen Spieler, die wissen, wie die Dinge zu erledigen sind.“
Was es am Sonntag in Sachsen zu erledigen gelte? Da braucht Köllner nicht lange zu überlegen: „Wir müssen jeden Zweikampf bestreiten, als ob es unser letzter wäre. In Zwickau gibt’s auf die Hölzer. Wenn du da nicht dagegenhältst, dann gehst du unter, hockst hinterher im Bus und schaust blöd.“ Umso deutlicher klangen die Warnungen vor aufkeimender Selbstzufriedenheit am Freitag. „Wir können keine Mannschaft in dieser Liga aus der kalten Hose schlagen“, meinte Köllner strengen Blickes. Und auch Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel war es ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass Fehler zumeist „im Erfolg“ passierten: „Die Fans dürfen träumen. Aber am Ende des Tages tun wir gut daran, uns auf uns zu konzentrieren.“
Gorenzels Aufgabe liegt in der Verkleinerung des Kaders, ohne diesen zu schwächen. Ergänzungs-Verteidiger Marco Raimondo-Metzger durfte den Club am Freitag in Richtung Regionalliga (SV Heimstetten) verlassen, mit Stefan Lex kann bis 2022 geplant werden. Der Offensivspieler unterschrieb – Zitat Köllner – „zu sehr guten Konditionen für den Verein“. „Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen weitere Spieler diesem Beispiel folgen werden“, erklärte Gorenzel. Dem Beispiel Unterschrift, wohlgemerkt. Beim Thema Konditionen dürfte es in den Fällen Mölders, Efkan Bekiroglu und Tim Rieder etwas bis viel schwerer für 1860 werden.