von Redaktion

VON DANIEL MÜKSCH

Die Bundesliga erwacht aus ihrem Winterschlaf. Zugegeben: Es war eher ein kurzes Nickerchen. Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass sich die Kicker in den Urlaub verabschiedet haben. Aber von wegen beschauliche Zeit – im letzten Monat hat sich viel ereignet. Sogar manches, das den Ausschlag für den neuen (oder alten?) Deutschen Meister geben könnte. Bevor der Ball heute Abend beim Top-Duell Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach wieder rollt, werfen wir einen Blick auf den Kampf um die Meisterschaft und schauen, wie sich die vier Titel-Kandidaten in der Rückrunden-Vorbereitung geschlagen haben.

RB LEIPZIG: Beim Tabellenführer sah es lange nach einer ruhigen Vorbereitung aus. Doch das änderte sich mit einem Schlag: Mittelfeld-Stratege Diego Demme hat den Club verlassen und schnürt ab sofort für den SSC Neapel seine Schuhe. RB entspricht damit dem Herzenswunsch des 28-jährigen Halbitalieners. Sportlich stellt der Abgang Trainer Julian Nagelsmann vor Probleme. Das sieht auch Nagelsmanns Vorgänger Ralf Rangnick so: „Er war in den letzten Jahren einer der besten Mittelfeldspieler in Leipzig, ein außergewöhnlicher Leader auf dem Platz und in der Umkleidekabine. Ihn zu ersetzen, wird ein Problem sein“, so der globale Fußball-Chef von Red Bull. Für RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff jedoch kein Grund, die Ansprüche nach unten zu schrauben: „Ich erwarte eine ähnlich starke Halbserie wie in der Hinrunde: Dass wir diesen attraktiven Fußball weiterspielen“, sagt Mintzlaff. Als eine der wenigen Mannschaften verzichtete der Liga-Primus auf ein Trainingslager, sondern trainierte zu Hause. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvierte das Team nur ein Testspiel – gegen Zweitligist VfL Osnabrück gewannen die roten Bullen mit 2:0.

MÖNCHENGLADBACH: Die Fohlen vom Niederrhein hatten nicht nur am Anfang eine ruhige Vorbereitung, sondern über die gesamte Zeit. Als einziger Meisterschaftsanwärter tanzt die Borussia nur noch auf einer Hochzeit. Ob sich dieser Fakt als Vor- oder Nachteil erweist, wird sich zeigen. Zwar muss die Mannschaft von Trainer Marco Rose so in der Liga nicht mit ihren Kräften haushalten. Auf der anderen Seite birgt der große für mehrere Wettbewerbe zusammengestellte Kader Zündstoff. Und an der Größe des Kaders wird sich auch nichts mehr ändern. Selbst den Wechselabsichten des abwanderungswilligen Trios Raffael, Ibrahima Traoré oder Fabian Johnson erteilte Manager Max Eberl eine klare Absage. Somit kämpft weiter ein 30-Mann-Kader um elf Startplätze. „Noch ist alles cool, aber da gilt es, frühzeitig die Warnsignale zu erkennen“, mahnt Abwehrchef Matthias Ginter bereits. Identifikationsfiguren wie Stindl oder Kramer drohen die Bank. Rose und sein Team reisten zur Einstimmung auf die kommenden Aufgaben ins Trainingslager nach Jerez/Spanien. Dort gewann der Tabellenzweite zweimal gegen Liga-Konkurrent SC Freiburg jeweils mit 2:1.

FC BAYERN: Der FC Bayern der Saison 2019/20 bleibt sich treu und blickt auf eine Vorbereitung, in der es gewaltig knirschte. Wie bereits im Sommer 2019. Die Wochen vor dem Auftakt gegen Ex-Trainer Jürgen Klinsmann dienten zur Reviermarkierung. Allen voran Trainer Hansi Flick machte mit seiner Forderung nach Wintertransfers klar, dass der „liebe Hansi“ Geschichte ist, und Hans-Dieter Flick in Zukunft selbstbewusst seinen eigenen Weg gehen will. Daneben gab Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic zu Protokoll, dass ihm das neue öffentlich-forsche Auftreten seines Trainers nicht schmeckt, Manuel Neuer untermauerte seine Stellung als klare Nummer 1 im Tor – trotz des Transfers von Alexander Nübel – und Ur-Bayer Thomas Müller verweigerte den Treueschwur für seinen derzeitigen Arbeitgeber. Das 2:5-Testspiel-Debakel gegen Zweitligist Nürnberg versuchten danach alle Beteiligten herunterzureden. Aber selbst mit elf gestandenen Stars reichte es in der ersten Halbzeit nur zu einem 1:1. Personell geht der Rekordmeister das Projekt achte Meisterschaft in Folge ebenfalls arg dezimiert an. Zum Auftakt gegen Hertha fehlen Lucas Hernández, Kingsley Coman, Javi Martínez und Niklas Süle. Die angeschlagenen Serge Gnabry und Robert Lewandowski stehen in Berlin wohl zur Verfügung. Dennoch: Es könnte ein holpriger Start in die Mission Aufholjagd werden.

BORUSSIA DORTMUND: Für den großen Knall sorgte der BVB: Mit Erling Haaland lotste der Club ein von ganz Europa gejagtes Sturmjuwel in den Pott. Der Norweger könnte das fehlende Puzzle für das oft zu ineffektive Dortmunder Kombinationsspiel sein. Aber durch den Transfer rücken Mario Götze und Paco Alcácer noch weiter aus dem Blickfeld und werden das kaum klaglos hinnehmen. Gegen Lüttich (0:0), Rotterdam (4:2) und Mainz (0:2) zeigte das Team von Lucien Favre nicht mehr als gute Ansätze. Der Spielplan meint es indes gut mit den Dortmundern. Augsburg, Köln, Union Berlin und Werder Bremen (Pokal) sind die ersten vier Gegner. Kann der BVB in diesen Spielen bestehen und seinen neuen Wunderstürmer integrieren, könnten die mutigen Meister-Töne vor der Saison noch Realität werden.

Artikel 21 von 30