Zu viele Ideen

von Redaktion

Löwen sagen Testspiel ab und planen auch keines mehr – für Köllner kein Problem

München – Viel angepackt, vieles zum Positiven verändert. Eine Mischung aus Stolz und Zufriedenheit spricht aus Michael Köllner, wenn er die vergangenen drei Monate Revue passieren lässt. „Als ich hier unterschrieben habe, war Sechzig Fünfzehnter“, blickt der 1860-Coach zurück. „Der Tenor war: Wenn man nicht zwei, drei neue Spieler holt, ist die Liga nicht zu halten.“ Ein Vierteljahr später mit fünf Spielen und neun Punkten unter seiner Leitung sei vieles anders. Erstens, so Köllner: „Wir haben jetzt neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze.“ Und zweitens: „Die Spielweise hat sich deutlich verändert. Wir spielen mittlerweile sehr guten, intensiven Fußball.“

Den vorweihnachtlichen Sieg auf dem tiefen Rasen von Preußen Münster klammert der Oberfranke explizit aus („Zum Zuschauen war das eine Katastrophe“). Ansonsten sieht er kontinuierliche Fortschritte – und kann es kaum erwarten, den Seinen im Trainingslager neue Inhalte zu vermitteln. „Ich hab leider zu viele Ideen im Kopf“, sagt er vor dem Abflug nach Spanien an diesem Sonntag.

Das für Samstag geplante Testspiel in Innsbruck wurde überraschend abgesagt. Grund seien die „Witterungsbedingungen in unserem Nachbarland“, wie die Pressestelle der Löwen mitteilte. Eine Verlegung der Partie vom vereisten Natur- auf gut bespielbaren Kunstrasen kam für 1860 nicht in Frage, weil die „Verletzungs- und Überlastungsgefahr zwei Wochen vor dem wichtigen Ligastart gegen Braunschweig“ als zu groß erachtet wurde.

Somit kündigt sich ein Novum in der Vereinsgeschichte des TSV 1860 an: die erste Wintervorbereitung ohne Testspiel. Köllner könnte es wohl verschmerzen. Die Zeit bis zum Punktspielstart 2020 (Sonntag, 26. Januar, 13 Uhr) sei „eh eine bessere Länderspielpause“, sagte er. Von der Idee, weitere Testspiele zu arrangieren, um verletzt gewesene Spieler heranzuführen, hält er nichts, wie er tags zuvor erklärte. „Da reicht das Training völlig aus“, sagte er: „Hat man ja auch bei Efkan Bekiroglu gesehen.“ Offenbar vertritt Köllner die Ansicht, dass Einheiten unter seiner Leitung mehr bringen als handelsübliche Testspiele.

Nicht zuletzt deshalb hat er zu Jahresbeginn Ahanna Agbowo (U 19) und Maxim Gresler (U 17) in den Stand von Profi-Lehrlingen erhoben. „Sie sind gut unterwegs“, lobte er, will die beiden Nachwuchslöwen auch mit nach Spanien nehmen, sie mittelfristig aber zurück zu ihren Jugendteams schicken.

Ihre temporäre Beförderung ist vor allem ein Signal – nach innen und nach außen. „Die Botschaft ist, dass das unser Weg sein muss. Dass wir Spielern, die im NLZ auffallen, eine Perspektive im eigenen Verein aufzeigen.“ Dazu bekämen die Talente „unschätzbare Impulse“. Anderes Trainingsniveau, anderes Tempo, mehr körperliche Härte. „Die sollen bei ihren Teams erzählen, was oben abgeht“, sagte Köllner, der sich einen multiplen Synergieeffekt erhofft: „Am Ende haben dann alle was davon – der Spieler, die Jugendmannschaften, das NLZ und der ganze Verein.“ ULI KELLNER

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