Vom DJ zum Überflieger

von Redaktion

SKISPRINGEN Marius Lindvik hat gelernt, die richtigen Prioritäten zu setzen

Köln – Ein paar Jahre ist es her, da stand Marius Lindvik vor der Entscheidung seines Lebens: Soll er der bekannteste DJ der Welt werden wie sein Vorbild Avicii? Oder doch der beste Skispringer der Welt? Norwegens Doppelt-Hochbegabter setzte alles auf die Schanzenkarte. Mit seinen Siegen in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck bei der Vierschanzentournee ist der 21-Jährige seinem Ziel sehr nahe gekommen. Von nun an muss Lindvik der Welt beweisen, kein One-Hit-Wonder zu sein.

„Ich habe irgendwann erkannt, dass es nicht mit dem Leistungssport vereinbar ist, sich als DJ die Nächte um die Ohren zu hauen“, sagte Lindvik, der als Teenager im bekannten Club „Martins“ in Lilleström auflegte, teils den Anheizer für Top-DJs gab. Nun zieht er mit dem Weltcup-Zirkus durch die Länder, an diesem Wochenende will er den Tournee-Schwung mit nach Val di Fiemme nehmen.

Vielleicht hätte es Lindvik auch im DJ-Business weit gebracht, hätte in die Fußstapfen des von ihm verehrten, vor zwei Jahren gestorbenen Schweden Avicii treten können. Doch heute versorgt er nur noch seine norwegischen Teamkollegen mit den neuesten Beats. „Er ist ein extrem fokussierter Athlet. Ich habe selten einen erlebt, der so in der Sache drin ist“, sagte sein Coach Alexander Stöckl (Österreich) über Lindvik, den Norwegens Skisprung-Chef Clas Brede Brathen einst bei einer seiner Sichtungstouren durchs Land entdeckte. „Ich habe als erstes gedacht, jetzt haben wir unseren Gregor Schlierenzauer gefunden“, erinnerte sich Braathen.

Lindvik schoss freilich nicht wie Österreichs Weltcup-Rekordsieger schon als Teenager durch die Decke, sondern entwickelte sich stetig. „Es waren keine Riesenschritte, aber er ist immer stabiler geworden“, sagte Stöckl über den Junioren-Weltmeister von 2018, der gerade seine erste komplette Weltcup-Saison bestreitet und Mitte Dezember als Dritter in Klingenthal erstmals auf dem Podest landete.

Der immens relaxte Lindvik steht längst nicht am Ende seiner Entwicklung. Wie zuletzt der Österreicher Thomas Diethart 2013/14 feierte Lindvik seine ersten beiden Weltcupsiege bei der Tournee. Dass aber „DJ Marius“ ein One-Hit-Wonder bleibt, ist fast ausgeschlossen.  sid

Artikel 20 von 33