Berlin – Der Olympia-Traum der deutschen Volleyballer liegt in Trümmern. In einem für Topstar Georg Grozer tragischen Finale des Qualifikationsturniers von Berlin verspielte die Mannschaft von Bundestrainer Andrea Giani ihre letzte Chance auf das Ticket für Tokio. Der schon kurz nach Spielbeginn am rechten Knie verletzte Grozer stemmte sich am Freitagabend beim 0:3 (20:25, 20:25, 23:25) gegen Frankreich humpelnd und mit aller Macht gegen das Aus, das gleichzeitig sein Ende in der Nationalmannschaft bedeutet.
Die 35 Jahre alte Galionsfigur des deutschen Volleyballs war in ihrem Abschiedsspiel vor 6577 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle mit 20 Punkten bester Angreifer der Heim-Mannschaft. Ein Trost war das für den gebürtigen Ungarn nicht. Wie schon vor vier Jahren verpassen die DVV-Männer Olympia. Gegen die Franzosen konnten sie einfach nicht an ihre starke Leistung aus dem Halbfinale gegen Bulgarien anknüpfen.
Was für ein Drama um Grozer! Der 35-Jährige hatte sich ja im zweiten Vorrundenspiel eine Blessur an der rechten Wade zugezogen. Nun blieb er schon im ersten Durchgang beim Stand von 1:1 erstmal auf dem Boden liegen. Grozer war nach einem Schmetterball offensichtlich unglücklich mit seinem rechten Bein aufgekommen. Die Halle hielt den Atem an. Und Grozer? Er humpelte, er fasste sich immer wieder ans Knie, machte Stabilisierungsübungen – und er machte weiter. Die Deutschen ließen sich von diesem frühen Schock nicht aus dem Konzept bringen, und auch Grozer biss im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zähne. Beim Stand von 16:18 streifte sich der Top-Angreifer in einer Auszeit eine schwarze Manschette über das betroffene rechte Knie.
Frankreich zog aber nun auf 21:16 davon. Mit den Aufschlägen von Earvin N’Gapeth und Jean Patry kam die deutsche Annahme nicht zurecht, im Block war der Berliner Nicolas Le Goff bärenstark. Verdient holten sich die Franzosen den ersten Satz.
Grozer hatte schon lange vor dem Turnier seinen Abschied in der Nationalmannschaft spätestens nach Tokio angekündigt. Kein anderer Spieler hat den deutschen Volleyball so geprägt wie er. Sternstunden wie WM-Bronze 2014 und EM-Silber 2017 wären ohne den gebürtigen Ungarn nicht möglich gewesen. Als letzter Spieler war Grozer vor dem Finale aus dem Mannschaftsbus gestiegen und hatte sich von seinen Töchtern Leana und und Doreen noch Küsschen abgeholt.
Der im Turnier so starke Außenangreifer Christian Fromm kam jedoch gar nicht auf Touren, zudem spielten die Franzosen immer wieder erfolgreich schnell durch die Mitte. Grozer gab alles, half auch immer wieder in der Defensive aus. Die deutsche Mannschaft konnte aber an ihre hervorragenden Leistung aus dem Halbfinale gegen Bulgarien (3:1) nicht anknüpfen.
Grozer schwor sein Team noch mal ein. Und der Angreifer bescherte seiner Mannschaft eine 6:3-Führung. Auch danach war er immer wieder da und stemmte sich gegen die Niederlage. Es reichte am Ende nicht. dpa