München – Oliver Kostic versuchte ja alles. Der neue Trainer der Basketballer des FC Bayern tigerte mal die Außenlinie auf und ab, mal redete er auf seine Spieler ein. Und siehe da – der Personalwechsel hat offenbar schon seine erste Wirkung erzielt beim Bundesliga-Tabellenführer. Gegen ZSKA Moskau stand zwar am Ende auch eine 77:84 (25:41)-Niederlage. Doch vor allem die fulminante zweite Halbzeit machte allemal Hoffnung auf mehr.
Die Aufbruchstimmung – sie war von Beginn an spürbar im Audi Dome. 5853 Zuschauer hatten sich auch durch die vielen Euroleague-Schlappen der vergangenen Wochen nicht die Lust auf die Königsklasse vermiesen lassen. Das Klub-Präsidium schritt voran, die Männer um den neuen Chef Herbert Hainer waren komplett vertreten.
Doch die Hoffnungen auf einen Befreiungsschlag schienen nach fünf Minuten dahin. ZSKA hatte sich zunächst mal eben angeschaut, was die Bayern zu bieten haben, dann zogen die Russen die Zügel an. Und es zeigte sich, was es für ein Unterschied ist, ob ein Mann wie Euroleague-Topscorer Mike James die Fäden zieht oder etwa Bayerns Maodo Lo. James hatte schon zur Pause vier Assists und 15 Punkte zu Buche stehen (am Ende 27). Für den Nationalspieler Lo stand in beiden Kategorien im gleichen Zeitraum die Null. Dass Moskau auch die Körbe dominierte (23:11 Rebounds) brauchte man zur Erklärung für das 25:41 zur Halbzeit schon gar nicht mehr heranziehen. Dieses kreative Vakuum – es erinnerte stark an die fürchterlichen Auftritte der letzten Wochen.
Doch die Bayern zeigten ja, dass es auch ohne einen dominanten Regisseur, wie es der noch immer pausierende T.J. Bray mal werden soll, Mittel und Wege gibt, mit Europas Besten mitzuhalten. Nach dem Wechsel erhöhten die Gastgeber in der Defensive die Aggressivität und nahmen merklich Wind aus dem russischen Kombinationsspiel. Und vorne? Ging man mit mehr Zug zum Korb. Josh Huestis etwa lief von der Dreierlinie heiß und packte auf die fünf Punkte zur Halbzeit mal eben 12 weitere drauf. Vladimir Lucic (17) deutete an, warum viele in ihm den wertvollsten Spieler der BBL sehen. Und dass Greg Monroe (20) den Ball im Ring versenken kann, wenn er ihn denn dort bekommt, das weiß man in München auch nicht erst seit Freitagabend. Das reichte um den schwer irritierten derzeitigen Tabellenfünften der Euroleague in üble Bedrängnis zu bringen.
Und so schmolz der russische Vorsprung dahin wie Butter unter den Scheinwerfern der Arena am Westpark. Aus 20 Punkten Rückstand wurden zeitweilig zwei (68:70). Doch am Ende brachten sich die Bayern auch mit Fouls ein bisschen selbst um den durchaus möglichen Lohn. Moskau griff entschlossen zu als es am Wichtigsten war und machte den letztlich hart erkämpften Erfolg in München klar.