Bayerns Transferformel

von Redaktion

Weil der Sommer teuer werden dürfte, will sich der Club nun zurückhalten

VON MANUEL BONKE

Doha – Während die Bayern-Stars im Trainingslager in Katar schwitzten, liefen im Hintergrund die Planungen für die neue Saison auf Hochtouren – vor allem im Hinblick auf das Spielerpersonal. Es gab nur wenige Einheiten auf dem Gelände der Aspire-Academy, in denen man Sportdirektor Hasan Salihamidzic ohne Handy am Ohr beobachten konnte. Kein Wunder: Dem FC Bayern steht ein teurer Transfersommer bevor, wenn Wunschspieler wie Leroy Sané von Manchester City und Kai Havertz von Liga-Konkurrent Bayer Leverkusen ab der Saison 2020/2021 das Bayern-Dress überstreifen sollen. Das Festgeld-Konto des Rekordmeisters ist zwar gefüllt, es soll aber trotz enormer Investitionen im Sommer nicht komplett leer geräumt werden. Darum orientieren sich die Verantwortlichen an der Transfer-Formel: Sparen + Verkaufen = Investieren. Im Einzelnen:

Sparen: Trainer Hansi Flick sorgte mit seinen öffentlichen Forderungen nach neuem Personal im Winter für Aufregung. Flick wünscht sich angesichts der aktuellen Verletztenmisere noch jeweils einen Außenverteidiger und einen Flügelspieler. Selbst Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Herbert Hainer schalteten sich daraufhin ein (wir berichteten). Vor Ort in Doha sagte Salihamidzic zur Flick-Forderung unter anderem: „Er spürt ja auch die Erwartungshaltung, die ein Cheftrainer beim FC Bayern hat.“ Und Flick ist der Meinung, dass er die Ansprüche nur erfüllen kann, wenn er noch weitere Spieler bekommt, weil den Rekordmeister vor allem zu Beginn der Rückrunde große Personalsorgen plagen. Für Flick hat das nächste halbe Jahr ganz klar Priorität, immerhin steigt mit Titeln seine Chance auf einen langfristigen Vertrag. Die Münchner Entscheider denken hingegen über die nächsten sechs Monate hinaus. Darum wurde der Entschluss gefasst, im Winter so wenig Geld wie möglich auszugeben. Statt Spielerkäufen werden Leihgeschäfte ausgelotet. „Ich möchte natürlich auch dem Trainer helfen. Aber es ist nicht einfach. Das muss auch in den finanziellen Rahmen passen“, erklärte Salihamidzic. Das gesparte Geld wird wichtig, wenn man sich etwa im Kampf um Havertz mit sämtlichen europäischen Topclubs messen muss.

Verkaufen: Bei sechs Stars laufen die Verträge im Sommer 2021 aus: Manuel Neuer, Thomas Müller, Thiago, David Alaba, Jerome Boateng und Javi Martinez. Damit der Verein mit den genannten Spielern noch Geld verdienen kann, um es in neue, teure Stars zu investieren, müsste der FCB sie bereits im kommenden Sommer verkaufen – denn ein Jahr später wären sie ablösefrei auf dem Markt. Ein Szenario, mit dem man sich intern beschäftigt. Abschiede von Leuten wie Neuer und Müller sind unwahrscheinlich, Verkäufe der Routiniers Boateng und Martínez hingegen wahrscheinlich. Vor allem das hohe Gehalt von Boateng (ca. zwölf Millionen Euro) dürfte den Verantwortlichen ein Dorn im Auge sein. Am meisten Geld ließe sich aber mit Transfers von Thiago und Alaba zu europäischen Topclubs generieren.

Investieren: Havertz und Sané gelten als absolute Wunschkandidaten für den Sommer. Derzeit ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass bei Philippe Coutinho im Sommer die Kaufoption gezogen wird -– wenn er die Bosse in der Rückrunde überzeugt. Mit Havertz, Sané und Coutinho wäre die 300-Millionen-Marke schnell gesprengt.

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