Hymne am Mittag

von Redaktion

Eishockey-Junioren nach 4:0 gegen Kasachstan dem Klassenerhalt nahe

VON GÜNTER KLEIN

München/Ostrava – Da standen sie, abgekämpft schon zur Mittagsstunde. Aber auch ziemlich erleichtert. Die deutsche Hymne wurde gespielt, die Eishockey-Junioren sangen mit, den Arm um den Nebenmann gelegt. Noch einmal müssen sie so gut spielen, dass sie ihr Lied zu hören bekommen, idealerweise schon am morgigen Samstag – dann wäre das Mindestziel bei der U 20-Weltmeisterschaft in Tschechien erreicht: Nicht abzusteigen. Das erste (von bis zu drei) Relegationsspiel(en) gegen Kasachstan gewann die deutsche Auswahl am Donnerstag 4:0 (0:0, 2:0, 2:0). Die Tore erzielten Lukas Reichel (Berlin/22.), Louis Brune (Heilbronn/32.), John-Jason Peterka (München/42.) und Dominik Bokk (Rögle BK/52.).

Obwohl ab dem zweiten Drittel und mit den ersten Powerplay-Gelegenheiten die deutsche Überlegenheit immer deutlicher wurde – das erste Abstiegsspiel stellte eine Herausforderung dar. Der Puck in Ostrava wurde um 10 Uhr eingeworfen, die Halle war so gut wie leer. Donnerstag war auch der Tag der Viertelfinals, angesichts des vollen Programm fiel die Relegation der beiden Gruppenletzten natürlich ab. Es ist nicht leicht, sich am Vormittag, zur klassischen Trainingszeit, in Wettkampfstimmung zu bringen. In der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) wird an Sonntagen manchmal ähnlich früh angepfiffen, doch der DNL sind die U 20-Nationalspieler entwachsen, sie verdingen sich in der DEL, der DEL2 oder im Ausland.

Der Sieg gegen Gastgeber Tschechien (4:3) und einige gute Vorstellungen (3:6 gegen USA und 1:4 gegen Kanada) hatten nicht gereicht, um Platz vier in der Vorrundengruppe und das Viertelfinale zu erreichen. In der anderen Gruppe hätte das Team von Bundestrainer Tobias Abstreiter wohl besser ausgesehen. Dort wurde die Schweiz, von den Deutschen vor zwei Wochen in der Vorbereitung zweimal besiegt, Dritter.

Gegen die Kasachen gewann Deutschland deutlicher, als es die Viertelfinalisten Schweiz (5:3) und Slowakei (3:1) getan hatten, und nicht weniger klar als Schweden (6:2); ein weiteres Mal überzeugten die, auf die die Scouts aus der NHL achteten: die drei 17-jährigen Gitterspieler Tim Stützle (als bester deutscher Akteur ausgezeichnet), Peterka und Reichel und die bereits bekannten Erstrunden-Drafts Moritz Seider und Dominik Bokk. Torhüter Henrik Hane musste im ersten Drittel einige wertvolle Paraden zeigen, Yannik Valenti hatte im zweiten einen Pfostenschuss.

Der Erfolgsdruck: enorm. Einige deutsche Cracks spielen um eine persönliche Zukunft in der NHL, deren Scouts jede Aktion registrieren. Doch sie tragen auch Verantwortung fürs deutsche Eishockey. Verbands-Sportdirektor Stefan Schaidnagel fordert mit Verweis auf die starken U 20- und U 18-Jahrgänge mehr Plätze für junge Spieler in der Profiliga DEL. Sein bestes Argument wäre ein souveräner Klassenerhalt.

Am Samstag kann er perfekt sein. Relegationsspiel Nummer zwei gegen Kasachstan. Um 11 Uhr geht es los. Um 13.15 Uhr will man die Hymne hören.

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