München – Heute Abend wird Niklas Süle wieder zur Fernbedienung greifen und sich die Partie seiner Teamkollegen in Freiburg von der heimischen Couch aus anschauen. Der Innenverteidiger des FC Bayern zog sich Mitte Oktober einen Kreuzbandriss im linken Knie zu, den zweiten bereits an dieser Stelle – und das im zarten Fußballeralter von 24 Jahren. Trotzdem ist Süle bester Laune, als unsere Zeitung ihn bei einer Geschenkaktion der Tafel München trifft.
Was heuer auf dem Wunschzettel des 1,95-Meter-Hünen steht? Der Nationalspieler und deutsche EM-Hoffnungsträger verrät: „Gesundheit ist das Allerwichtigste für mich. Ich möchte bei der Europameisterschaft topfit sein und bereite mich auch jeden Tag so vor. Ich arbeite hart und bin guter Dinge.“ Derzeit macht Süle vor allem Übungen für die Beinkraft, sogar Einbeinstände auf dem operierten linken Knie sind dabei. „Sonst mache ich Bewegungsübungen, Kraft- und Oberkörpertraining, dazu Ausdauertraining auf dem Fahrrad. Und ich hoffe, dass ich schon bald wieder laufen kann“, erklärt der Abwehrspieler.
Auf die Teamkollegen trifft er regelmäßig an der Säbener Straße, Lust auf einen Stadionbesuch hat Süle derzeit aber nicht. Er sagt: „Ich bin noch gar nicht im Stadion gewesen nach der Verletzung. Ich habe jetzt sehr viel mit mir selbst zu tun gehabt. Es wäre schon möglich gewesen, aber ich drücke von zuhause die Daumen. Für die Rückrunde habe ich mir vorgenommen, wieder gelegentlich ins Stadion zu gehen.“
Auch die Reise ins Trainingslager nach Katar (4. bis 10. Januar) kommt für Bayerns Innenverteidiger Nummer eins zu früh. „In Doha bin ich nicht dabei, ich will jetzt erst mal hart trainieren. Im Januar und Februar kommt die Phase, in der ich die Belastung richtig steigern kann“, sagt Süle. „Da brauche ich nicht jeden Tag zu sehen, wie die Jungs nebenan trainieren. Das nagt schon an einem. Ich will ganz in Ruhe mit dem Team trainieren, das ich derzeit um mich habe.“
Süles voller Fokus gilt der EM im Sommer mit den Gruppenspielen in München. Zwischen dem Tag seiner Verletzung und dem Eröffnungsspiel gegen Frankreich am 16. Juni 2020 liegen 241 Tagen – die durchschnittliche Ausfallzeit bei einem Kreuzbandriss 258 Tage. Unmöglich klingt der Plan des Innenverteidigers nicht, aber ambitioniert. Mit Leroy Sané hat er in seinem Freundeskreis einen Leidensgenossen. Der Offensivspieler von Manchester City zog sich Anfang August einen Kreuzbandanriss zu. Die beiden Nationalspieler stehen in Kontakt, Süle sagt: „Es ist ärgerlich, dass wir beide jetzt die gleiche Verletzung haben. Aber ich hoffe und gehe davon aus, dass wir beide es bis zur EM schaffen.“
Worte, die Löw gerne hören wird. JONAS AUSTERMANN